
Kneippbund rüstet sich für die Zukunft

Präsidentin Caspers-Merk lässt Frage zu neuerlicher Kandidatur offen, äußert sich aber zum Baustopp
Bei der Präsidiumssitzung des Kneippbundes in Bad Wörishofen stellte die Führung des Verbandes die Weichen für die Zukunft. Präsidentin Marion Caspers-Merk erläuterte im Gespräch zusammen mit Geschäftsführerin Anette Kersting und Schatzmeister Stefan Welzel die nächsten Ziele.
Mit der Verlängerung der Stiftungsprofessur an der Berliner Charité um weitere fünf Jahre könne man einen großen Erfolg verbuchen und in den kommenden Jahren nächste Forschungsvorhaben umsetzen, so die Präsidentin. Dankbar zeigte sie sich, dass sie dabei auf die Unterstützung der Stadt Bad Wörishofen habe bauen können. Im Zuge der Professur sollen weitere Therapieverfahren der Naturheilkunde wie die Anwendung der Kneipp-Verfahren zur Prävention im Kindesalter im Vordergrund stehen. Gerade im Bereich der Kinder gibt es tolle Erfolge zu vermelden, denn in diesem Jahr konnte der 400. Kita die Kneippzertifizierung verliehen werden.
Gerne würde der Kneippbund dies auch noch verstärkt auf die Schulen übertragen. Aber auch die Studien im Pflege- und Seniorenbereich hätten durch Vergleiche gezeigt, wie erfolgreich Kneipp auch hier angewandt werden kann.
Weiteres Thema bei der Sitzung waren die Vorbereitungen zur Bundesversammlung 2017 mit Neuwahlen des Präsidiums. Präsidentin Caspers-Merk wollte sich jedoch noch nicht festlegen lassen, ob sie erneut für den Vorsitz kandidieren wird.
Natürlich war auch die Aufnahme des Heilverfahrens nach Kneipp in das immaterielle Kulturerbe Deutschlands wichtiges Thema. Neben dem großen Erfolg, dass es im Rahmen einer gemeinsamen Aktion gelungen ist, erstmals ein solches Thema bei der Unesco zu platzieren, was nicht gerade einfach gewesen sei, geht es nun darum, auch den nächsten Schritt zu gehen. Das Ziel heißt Welterbe. Neue Perspektiven, um die Lehre von Pfarrer Kneipp wieder bekannter zu machen, erhofft man sich davon. Außerdem könne man Journalisten oder Ärzte gezielter anzusprechen und den Mehrwert der Lehre verdeutlichen, sagte Stefan Welzel ausdrücklich. Dazu gehöre jedoch auch, zwar an Kneipp als Urvater festzuhalten, aber die Lehre zeitgemäß anzupassen und zu vermitteln. Der Masterplan Tourismus Bad Wörishofen, der kürzlich vorgestellt wurde, sollte hier eine wichtige Rolle spielen.
Bei der Planvorstellung stellten Zuhörer auch die Frage, ob dem die derzeitige Debatte um die Aufhebung des Bauverbots im Sommer nicht entgegenlaufe. Caspers-Merk sagte dazu auf Nachfrage, dass dies letztlich die Stadt entscheiden müsse. Sie sagte aber auch, dass der Kneipp-Bund, der an der Adolf-Scholz-Allee sein Kneipp-Zentrum mit Übernachtungsmöglichkeit betreibt, durch Baulärm in jüngster Vergangenheit „Einbußen und viel Verärgerung“ erlebt habe. Eine Zeitzone, in der nicht gebaut werden dürfe, sei, so Caspers-Merk, eine sinnvolle Sache. Man könne die dadurch gewonnene Stille durchaus auch als Alleinstellungsmerkmal verkaufen.
Einen interessanten Aspekt brachte schließlich Anette Kersting, die Geschäftsführerin des Kneippbundes ins Gespräch mit ein. Sie sprach die durch die Nutzung des Internets inzwischen weitverbreitete Entpersonalisierung in der Gesellschaft an.
Demgegenüber sei der Mensch doch ein soziales Wesen, das die persönliche Interaktion brauche. Deshalb sei gerade die Lehre Kneipps geeignet, im Bereich von Ruhe, Erholung und Entspannung Wohlfühlerlebnisse aufzugreifen und somit der sozialen Vereinsamung entgegenzuwirken.
Deutlich wurde, dass der Kneippbund mit seinen 600 Kneippvereinen und seinen 160 000 Mitgliedern als größte private deutsche Gesundheitsorganisation für die Zukunft gut aufgestellt ist und seine Ziele auch weiterhin aktiv verfolgen wird. (heb, mz)
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