Tradition und Wir-Gefühl
Für den 16. Dreikönigs-Hoigata hatte Helmut Sirch den Pegasus bestiegen und sich ein paar passende Verse einfallen lassen. Auf gut schwäbisch drückte der Mindelheimer Mundartdichter aus, was die Gäste aus nah und fern alljährlich zu einem "Ratsch mit Musik und Gesang" in den Bürgersaal des Marktes lockt: "So a Dreikönigs-Hoigata, dös isch doch was eis g'frait, drom send zemmla oi komma ja lauter nette Leut". Und denen wurde wieder ein bunt gemischtes Programm geboten, das exakt auf Tradition und Wir-Gefühl zugeschnitten war.
Volksmusik, Harfenklänge und Gedichtvorträge wechselten in bunter Folge.
"Ratschen könnt ihr, nur nicht lügen", lautete die keineswegs ernst gemeinte Botschaft der Musikanten an die Gäste. Die erfuhren u. a., dass es den Begriff "Hoigata" als "Hoagat" auch im Altbayerischen gibt, dass er im "Heim und Garten" wurzelt und quasi für ein unterhaltsames Treffen im heimischen Grünland steht. Als "Hoigata" galt früher eine Zusammenkunft junger Leute, die sich nach Feierabend im Garten die Zeit mit Singen, Spielen, Musizieren, Handarbeiten und Ratschen vertrieben. Als "After work Party" feiert "Hoigata" wieder fröhliche Urständ. Worin liegt wohl das Geheimnis erfolgreicher Hoigatas? Zweifellos in der hohen Authentizität, mit der Akteure, wie die in Tussenhausen, es Jahr für Jahr immer wieder aufs Neue schaffen, mundartlichen Frohsinn mit Tempo und Witz zu transportieren. Dies war sowohl für Helmut Zink aus Stetten, der mit der Steyrischen aufspielte, wie auch für Georg Natterer aus Engetried, der seiner selbst gebauten Harfe bekannte Volksweisen entlockte, eine ihrer leichtesten Übungen. Doch es sind nicht nur Musik und die "Versla" der Dichter, die dem Hoigata ihr Gesicht geben. Auch Geschichten zum Schmunzeln tragen dazu bei. So lachten die Leute in Tussenhausen auch über eine Episode von Ephraim Kishon, die sie lehrte, dass die Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk Frau und Mann in den Wahnsinn treiben kann. Gewohnt souverän moderierte Claudia Schmidt das Treffen und schuf Übergänge zum Thema "Heimatverbundenheit". Was den Poeten Helmut Sirch schließlich bewog, verbale Seitenhiebe zu verteilen und den Besuchern zu sagen, was nach seiner Meinung kein richtiger Schwab ist: "A Schwab der wo it singa ka, koi Schweinerns ond koi Kraut it mah, ond d'Spatza au links liega laut ond zu deam no koi Weib it hat", lautete seine Einschätzung, die an den reichlich gedeckten Tischen ungeteilten Beifall fand.
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