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Wehrpflicht? Ein Relikt, das ins Museum gehört – warum der Staat den Jugendlichen etwas schuldet

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Wehrpflicht? Ein Relikt, das ins Museum gehört – warum der Staat den Jugendlichen etwas schuldet

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    Die Debatte um eine neue Wehrpflicht ist in vollem Gang.
    Die Debatte um eine neue Wehrpflicht ist in vollem Gang. Foto: Stefan Sauer/dpa (Archivbild)

    Was könnte besser zur Lösung aktueller geopolitischer Bedrohunglagen geeignet sein, als ein Relikt aus der Vergangenheit, das man einst aus vielen guten Gründen stillgelegt hat? Damit wären wir schon bei der Wehrpflicht - und hier endet auch die Ironie. Die immer schriller werdende Debatte um Wehrpflicht, neue Wehrpflicht oder einen Pflichtdienst macht fassungslos.

    Wer glaubt ernsthaft, dass sich Größenwahnsinnige vom Schlage Putins von einer Truppe Jugendlicher abschrecken lassen, die am Ende ihres Zwangsdienstes zwar korrekt ihr Bett machen aber keinesfalls jene Hightech-Waffen bedienen können, mit denen die Kriege der Neuzeit ausgetragen werden? Diktatoren dagegen holen sich einfach Menschen zum Sterben an der Front in beinahe unbegrenzter Zahl, dazu Häftlinge, dazu Söldner, dazu Schattenkrieger anderer Länder. Keine Demokratie kann da annähernd etwas entgegensetzen. Sie muss stattdessen auf Hightech setzen.

    Die Debatte zeigt nur das Versagen vergangener Bundesregierungen

    Die Debatte um eine neue Wehrpflicht ist deshalb verlogen und zeigt nur das Versagen der vergangenen Regierungen, denen es nicht gelungen ist, die Bundeswehr zu einem modernen und attraktiven Arbeitgeber zu machen.

    Stattdessen will man jetzt ernsthaft jene Jugendlichen zu einem Dienst an der Gesellschaft verpflichten, denen bereits in der Corona-Pandemie ein immenser Dienst an der Gesellschaft abgerungen wurde? Bei diesen Jugendlichen steht der Staat aktuell in der Bringschuld, nicht umgekehrt.

    Die Bundeswehr hat ein ganz anderes Problem als zu wenig Personal

    Zudem mutet es wirklich abenteuerlich an, bedingt durch das Grundgesetz nur die Jungs und nur Deutsche im Ernstfall in einen Kriegseinsatz schicken zu wollen, wo in Deutschland in allen anderen Bereichen Gleichstellung bis zum Gendersternchen betrieben wird. Glaubt jemand ernsthaft, dass eine solche Wehrpflicht vor irgendeinem Gericht bestand haben würde?

    Statt über Wehrpflicht zu fabulieren sollte man sich lieber schleunigst um moderne Abwehrsysteme für Deutschland in ausreichender Zahl kümmern. Beinahe wöchentlich wurde uns zuletzt vorgeführt, wie verwundbar unsere wichtigste Infrastruktur ist. Eine Armee, die nicht einmal in der Lage ist, stundenlange Drohnenüberflüge über ihre eigenen Stützpunkte zu verhindern, wird auch mit Zwangsrekruten nicht abschreckender.

    Deutschland braucht eine moderne, hervorragend ausgestattete Berufsarmee, die Luftraum, Küsten und die Infrastruktur verteidigen kann. Dazu braucht es Profis, die man hervorragend bezahlen muss, denen man gute Arbeitsbedingungen bieten muss – und vor allem die nötige Technik. Das muss jetzt die Aufgabe sein, nicht die Debatte darüber, wie man einen Dinosaurier wiederbeleben kann.

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