Wo wären Gesundheitstage wohl besser aufgehoben, als in der Gesundheitsstadt Bad Wörishofen? Sie liegen in den Händen von Kur- und Tourismusbetrieb und katholischer Erwachsenenbildung. Im Beisein vieler Ehrengäste eröffnete Bürgermeister Stefan Welzel die Gesundheitstage am Donnerstagabend im Kneippstädter Kurtheater.
Zum Auftakt konnten zwei absolute Fachärzte in Sachen Kneipp mit ihren Referaten gewonnen werden. Regina Webersberger aus Österreich hatte sich schon 2024 bei ihrem Vortrag in der Wandelhalle als profunde Kennerin der Materie erwiesen und Hans Georg Eisenlauer ist Vizepräsident des Kneippbundes, Rehabilitativer und Physikalischer Mediziner, sowie Kur- und Badearzt und zudem Chefarzt der Gesundheitsklinik in Bad Wurzach. Beiden betonten, wie bedeutsam, erfolgreich und wirksam die Lehre von Sebastian Kneipp gerade auch in der heutigen Zeit wäre, wenn sie denn nur häufiger angewendet würde.
So kann man Kneipp als Anti-Aging-Mittel einsetzen
Regina Webersberger befasste sich in ihrem Vortrag im Rahmen der „Zeitlosen Prinzipien für moderne Gesundheit“ besonders mit dem Thema des Alterns. Sie ist seit 2008 anerkannte Kneippärztin. Die höhere Lebenserwartung stelle neue Herausforderungen in Bezug auf das Älterwerden mit chronischen Erkrankungen oder dem Alterungsprozess im Allgemeinen. Dem Lebensstil schon in früheren Jahren käme hier eine große Bedeutung zu. Altern sei ein komplexer Prozess, doch der Abbau von Fähigkeiten sei kein Muss und kein festes Programm, das abläuft. Mit den klassischen Naturheilverfahren als Grundsäulen der Gesundheit könne dem erfolgreich entgegengewirkt werden. Dabei spiele die Lehre von Sebastian Kneipp eine zentrale Rolle.

Anhand der fünf Säulen der Kneipptherapie zeigte sie auf, wie gesunde Lebensweise dem Alterungsprozess entgegenwirken könne. Diese Prinzipien sind alle wissenschaftlich, auch durch Forschungen, etwa in Amerika belegt, was den Menschen deutlicher klar gemacht werden müsse. An Beispielen wie bei der Bewegung, der Ernährung, der Heilpflanzentherapie oder der Ordnungstherapie zeigte sie das auf. Gerade bei letzterer könnten Meditation, Achtsamkeit, Religion, wie es Kneipp praktizierte, oder Stressverarbeitung auf gesunde Lebensweise besonders gut einwirken, was dem Alterungsprozess klassisch entgegenwirke. „Kneipp ist eigentlich bestes Antiaging“ fasste die Referentin am Ende zusammen.
So könnte Kneipp wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken
In der Diskussion fragte Manfred Gittel, der den Abend moderierte, wie man Kneipps Methode, deren Heimat Bad Wörishofen ist, besser unter die Leute bringen könnte. Wichtig sei es, antwortete Regina Webersberger, den Menschen klar zu machen, dass alles, was Kneipp gesagt habe, inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen sei. Die Kneipptherapie sei allerdings eine langwierige Sache, die eben Geduld erfordere.

Auf diese wissenschaftlichen Belege ging anschließend Hans Georg Eisenlauer ein. Als Beispiel nannte er den Lehrstuhl für Naturheilverfahren an der Charité in Berlin. Auch er appellierte an die Verantwortung für die eigene Gesundheit, die schon in jungen Jahren mit Hilfe von Kneipps fünf Säulen beginnen müsse. Dafür nannte er zahlreiche Beispiele. Diese seien eine Investition in die Zukunft.

Kneipps Zitate „ Gesundheit gibt es nicht im Handel, sondern nur durch Lebenswandel“, gelte nach wie vor, ebenso wie dessen weitere Aussage „Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit tut, wird später mehr Zeit für Krankheiten aufbringen müssen“. Außerdem ging der Referent auf die kaum noch zu bewältigenden Kosten bei der Pflege im Alter ein, wenn dies im Jahre 2030 zirka 3,1 Millionen Menschen betreffe. „Unser Herrgott hat uns nicht nur den Körper gegeben, sondern auch die Pflicht auferlegt, für diesen zu sorgen“, so der Referent. Dies mit den Prinzipien nach Pfarrer Kneipp zu tun, würde außerdem nicht einmal etwas kosten.
Kurgast will wissen, warum Bad Wörishofen nicht zu Gesundheitsmekka wird
Ein treuer Kurgast stellte in der Diskussion die Frage: „Mit diesem Wissen müssten die Menschen doch wie Wallfahrer in das Mekka der Kneippkur nach Bad Wörishofen kommen, warum geschieht das nicht?“ Eisenlauer antwortete darauf, dass die Menschen sich leider erst dann mit der Gesundheit befassten, wenn ihnen etwas fehlt und dass es dazu wieder mehr Ärzte geben müsste, die Kneipp propagierten. Dennoch würde heute schon wieder mehr auf die Gesundheit geachtet, wenn der Kneippbund zum Beispiel bereits in den Kindergärten damit beginne. Es sei eben schwierig, die Leute zu motivieren, was kein spezielles Problem nur für Bad Wörishofen sei.
Dennoch wäre es schön gewesen, wenn diese richtungweisende Auftaktveranstaltung, gerade in der Urzelle dieses so wertvollen Heilverfahrens bei der Bevölkerung mehr Anklang gefunden hätte. Am Samstag, 5. April, folgen noch die Gesundheitsmesse im Kurhaus und weitere Angebote.
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