
Viele Apotheken im Unterallgäu bleiben am Mittwoch geschlossen


Die Apothekervereinigung ruft am Mittwoch erneut zum Protest auf. Auch viele Apotheken aus dem Unterallgäu beteiligen sich. Worauf sich Kunden einstellen müssen.
Lieferengpässe bei Medikamenten, Personalmangel und zu wenig Geld: Wer mit Apothekerinnen und Apothekern spricht, hört schnell von vielen Baustellen. Bereits den dritten Protesttag in diesem Jahr hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) für kommenden Mittwoch angekündigt. Die Apotheken in Bayern und Baden-Württemberg protestieren gemeinsam in Stuttgart. Auch im Unterallgäu bleiben Apotheken geschlossen.
"Wir sind gewohnt, viele Sachen kostenfrei zu machen. Aber aktuell ist die Situation wirklich kräftezehrend", sagt Stephan Zerrle von der Eichwald Apotheke in Bad Wörishofen. Er beklagt vor allem die Lieferengpässe bei Medikamenten. Das sei für die Apotheken mit viel Mehraufwand verbunden. Sie müssen herumtelefonieren, ob sie das Medikament anderswo beschaffen können oder mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten abklären, ob auch ein anderes Medikament abgegeben werden könnte. Bisher sei die Lage zwar nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr, doch für einige Medikamente gebe es Wartelisten.
Apothekensterben wirkt sich auch im Unterallgäu aus
Der Bund hat im Juli 2023 bereits ein Gesetz gegen Lieferengpässe verabschiedet. Dieses sieht unter anderem vor, dass Apothekerinnen und Apotheker für den Mehraufwand, den sie mit der Beschaffung von Medikamenten haben, mit 50 Cent pro Medikament extra entlohnt werden. "Das ist ein Witz", sagt Helmut Striebel von der Marien Apotheke in Mindelheim. Er fordert eine bessere Vergütung des Lieferengpassaufwandes. Außerdem brauche es einen Abbau der Bürokratie bei der Beschaffung und Abrechnung von Medikamenten.
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Auch Franziska Utzinger vom Bayerischen Apothekerverband geht das neue Gesetz nicht weit genug. Utzinger ist Sprecherin für den Landkreis Unterallgäu und betreibt selbst drei Apotheken. Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen die Bundespolitik, die ihrer Ansicht nach die Augen vor den Problemen der Apotheken verschließe. Das größte Problem: "Wir haben ein massives Apothekensterben", sagt Utzinger. Laut ABDA geht die Zahl der Apotheken in Deutschland immer weiter zurück. Im Unterallgäu gibt es aktuell 24 Apotheken. Im europäischen Vergleich kommen in Deutschland im Schnitt zehn Apotheken weniger auf einen Einwohner als im Rest Europas.
Protest der Apotheken: Höhere Honorare gefordert
Um dem etwas entgegenzusetzen, brauche es dringend eine Honorarerhöhung, sagt Utzinger. Diese habe es seit zehn Jahren nicht mehr gegeben. Durch gestiegene Kosten, beispielsweise für Strom und Personal, seien die Honorare nicht mehr angemessen. Aktuell wollten deshalb wenig Nachwuchskräfte in die Apotheken. Der Personalmangel verstärke die Probleme, die die Apotheken mit dem Mehraufwand durch Lieferengpässe hätten, sagt Zerrle. "Man hat kaum noch Zeit für den Patienten."
Kundinnen und Kunden müssen am Mittwoch mit Einschränkungen rechnen. In Mindelheim bleiben beispielsweise alle Apotheken geschlossen, weil sie sich am Protest beteiligen. Ein Notdienst ist in jedem Fall vorhanden. Dennoch empfiehlt Franziska Utzinger, sich vorher um die Versorgung mit wichtigen Medikamenten zu kümmern.
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