
Mindelheims Radbeauftragter redet dem Stadtrat ins Gewissen

Plus Mindelheim sieht sich gerne als fahrradfreundliche Stadt. Der Radbeauftragte Karl Geller freilich will mehr, wie er vor dem Stadtrat deutlich machte.

Die Kreisstadt gehört seit einiger Zeit der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen an. Das ist ein erster Erfolg für all jene, die überzeugt sind, dass mehr Fahrradfahren ein wichtiger Beitrag fürs Klima wäre. Für Geller ist das Ansporn, noch besser zu werden. 33 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes in Mindelheim verursacht der Verkehr. Da hat sich in sieben Jahren kaum etwas verändert, stellt der Radbeauftragte nüchtern fest. Vor dem Stadtrat erinnerte er daran, dass Bayern im Jahr 2040 klimaneutral sein will. Bis 2030 sollen Treibhaus-Emissionen um 65 Prozent gesenkt werden. "Fahrrad und Öffentlicher Personennahverkehr müssen attraktiver werden", schließt Geller daraus – auch in Mindelheim.
68 Prozent der Pendler in Mindelheim kommen mit dem Auto
68 Prozent der Pendler nutzen das Auto. 40 bis 50 Prozent haben dabei einen Fahrtweg von bis zu fünf Kilometern. Diese Gruppe will Geller motivieren, aufs Rad umzusteigen. Er kenne Menschen, die ins Auto steigen, um am Sonntag drei Brezen vom Bäcker zu holen.
Geller, der jede Gelegenheit nutzt, um aufs Rad zu steigen, sieht darin nicht nur einen Beitrag, die Umwelt zu schonen. Radfahren macht auch gesund. 1,3 bis 1,9 Milliarden Euro entstehen dem Gesundheitswesen durch Bewegungsmangel. Diabetes ist eine der Folgen, sagt Geller. "Je mehr wir uns bewegen, desto gesünder sind wir."
Die Frage sei: Wie wollen wir leben? Wer für Autos plant, erntet Verkehr, sagt Geller. Radfahrer seien auch gute Kunden für den Einzelhandel. Sie kommen häufiger und kaufen in Summe sogar mehr.
Der Radverkehrsbeauftragte schlägt ein Tempolimit vor
Die Stadträte rief Karl Geller dazu auf, ein paar Aufgaben zu erledigen, um das Radfahren attraktiver zu machen. Für die Wörishofer Straße schlug er ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern vor, um so Radfahrer besser zu schützen. An Tagen der Müllabfuhr blockieren die Behälter den Radweg. Da sei es viel zu eng.
Besonders gefährlich sei das Stück an der Krumbacher Straße auf Höhe der Genobank für Radfahrer. "Das muss verändert werden", forderte Geller. Auf völliges Unverständnis stößt bei ihm auch die Einschätzung der Polizei, wonach die Einmündung der Landsberger Straße am Zeppelinweg kein Unfallschwerpunkt sein soll. "Dort kann man etwas machen, wenn man nur will", betonte Geller.
Durchgängiger Radweg von Mindelheim bis Buchloe als Ziel
Ein Anliegen ist ihm auch die Durchgängigkeit der Radwege. Erfreut nahm Geller zur Kenntnis, dass die Stadt Mindelheim den Vorstoß der Gemeinde Wiedergeltingen unterstützt. Diese hatte beim Regionalverband Donau-Iller darauf gedrängt, dass die Radachse Mindelheim – Buchloe in den Regionalplan aufgenommen wird. Die Stadt hat zusätzlich auf ihre Erweiterungspläne im Norden der Stadt hingewiesen und auf die Umgehungsstraße. Beides sei für die Weiterentwicklung Mindelheims wichtig.
Handlungsbedarf sieht Geller bei Bordsteinen. 111 müssten abgesenkt werden, hat er ermittelt. Das wäre auch im Sinne der Rollstuhlfahrer. Allerdings kostet jeder abgesenkte Bordstein die Stadt 3000 Euro. Ärgernis seien auch die Mülltonnen, die auf Radwegen platziert werden und Schilder, die zugewachsen sind. Josef Doll (Grüne) ergänzte, dass manches einfach sehr lange dauere. Er nannte die Georgenstraße, die zur Fahrradstraße umgewidmet werden soll oder Abstellmöglichkeiten am Bahnhof. Mehmet Yesil (SPD) erinnerte daran, dass die Maximilianstraße an Wochenenden verkehrsfrei sein soll. Das sei vor zwei Jahren beschlossen worden.
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