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Mindelheim: Warum für Evgeny Konnov Musik fast wie Hochleistungssport ist

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Warum für Evgeny Konnov Musik fast wie Hochleistungssport ist

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    Der Pianist Evgeny Konnov ist am Freitag, 11. April, zu Gast im Mindelheimer Forum.
    Der Pianist Evgeny Konnov ist am Freitag, 11. April, zu Gast im Mindelheimer Forum. Foto: Isolde Egger

    Ein besonderes Konzert gibt es am Freitag, 11. April, im Mindelheimer Forum. Zu Gast ist der Pianist Evgeny Konnov. Er spielt „Douze études d‘exécution transcendante“ von Franz Liszt.Diese zwölf Konzertetüden von einer der größten Persönlichkeiten der Romantik stellen einen Höhepunkt der Klavierkunst dar“, heißt es in der Ankündigung. Wir haben mit dem jungen Musiker, der in Taschkent geboren wurde, gesprochen. 

    Wie kamen Sie zum Klavierspiel?
    Ich habe im Alter von vier Jahren in Taschkent, wo ich geboren bin, mit dem Klavierspiel begonnen, auch, weil es gesellschaftlich gesehen zum guten Ton gehörte, als Kind ein Instrument zu spielen. Ausschlaggebend hierbei war meine Mutter.

    Wie ging es mit Ihnen dann weiter?
    DAZU MUSS ICH ERST EINMAL GRUNDSÄTZLICH ANMERKEN, DASS DAS MUSIZIEREN AUF HÖCHSTEM NIVEAU ABSOLUT GLEICHZUSETZEN IST MIT DEM, WAS EIN HOCHLEISTUNGSSPORTLER ABLIEFERN MUSS. VOR DIESEM HINTERGRUND SETZTE ICH MEINE AUSBILDUNG AN DEN BEIDEN ANGESEHENSTEN MUSIKAKADEMIEN RUSSLANDS FORT: dem Gnessin-Institut und Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau. Anschließend kam ich für mein Studium nach Deutschland, wo ich zunächst an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf studierte, dann am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg und zuletzt an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.

    Wenn Sie diese Ausbildungen in Russland und Deutschland miteinander vergleichen, was unterscheidet sie?
    Es ist primär der extreme Leistungsdruck, den mein Geburtsland auszeichnet und der sich von dem eher liberalen Ausbildungssystem in Deutschland unterscheidet. Wobei „auszeichnen“ so eine Sache ist. Wir haben einerseits die Tradition des Leistungsdrucks, aber andererseits scheitern daran bestimmt viele junge Menschen. Jedoch ist das eine zwar harte, aber gute Schule zum Beispiel für die Vorbereitung von Wettbewerben.

    Thema Wettbewerbe: Sie haben über 30 erste Preise bei Wettbewerben gewonnen, darunter bei einem der weltweit bedeutendsten, dem „Maria Canals“ in Barcelona. Wie wichtig sind solche Siege für die Karriere?
    Sehr wichtig, aber meistens nur, wenn man den 1. Preis gewinnt. Schon ein 2. Preis ist bei Weitem nicht mehr so attraktiv. In meinem Fall hat mir der 1. Preis damals neben dem hohen Preisgeld sofort über 60 Konzertengagements und eine CD-Produktion gebrach.

    Das heißt ja im Prinzip, dass Sie permanent im Wettbewerb stehen und sich bei jedem Konzert immer wieder neu bewähren müssen?
    Genau, also ein ständiger Leistungsdruck. Somit ist meine Lehre in der russischen Schule eine gute Vorbereitung auf das Konzertleben gewesen.

    Stichwort Leben: Wie sieht das bei Ihnen aus? Sie scheinen ja ein außergewöhnliches Leben zu haben, oder?
    JA UND NEIN. ICH ARBEITE, DAS HEISST ÜBE, IM SCHNITT ACHT STUNDEN AM TAG. ABER JEDER ARBEITER TUT DAS AUCH IN SEINEM BERUF, DAS IST GANZ NORMAL. ÄHNLICH WIE EIN PROFISPORTLER MUSS ICH JEDOCH STÄNDIG IM TRAINING, ALSO IN DER ÜBUNG, BLEIBEN. DER GROSSE PIANIST ARTHUR RUBINSTEIN HAT MAL GESAGT: Wenn ich einen Tag nicht geübt habe, merke ich es. Wenn ich zwei Tage nicht geübt habe, merkt es meine Frau und wenn ich drei Tage nicht geübt habe, merkt es mein Publikum.“

    Was heißt das für Sie speziell?
    FÜR MICH HEISST ZUM BEISPIEL EINE WOCHE URLAUB DREI WOCHEN KONZERTLOSE ZEIT: Eine Woche Erholung und zwei Wochen, um wieder das alte Konzertniveau zu erreichen. Das bedeutet auch drei Wochen Verdienstausfall.

    Sehen Sie Ihre Zukunft mehr auf Konzertbühnen oder vielleicht auch im Unterrichten?
    Aktuell unterrichte ich bereits Studenten und bilde sie für das Bachelor- und Masterexamen aus, also im Hauptfach. Das wird aber auch in Zukunft nur an einem bis zwei Tagen pro Woche sein, denn die überwiegende Zeit benötige ich, um mich auf meine eigenen Konzerte vorzubereiten und meine Freude am Musizieren zu leben. Interview: Hans Christian Wille

    Karten für den Konzertabend im Mindelheimer Forum gibt es im Vorverkauf beim Ticketservice der Mindelheimer Zeitung in Mindelheim (Telefon 08261/991375) oder Bad Wörishofen (Telefon 08247/35035). Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr.

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