Zeitzeugin erzählt: Als 1949 in Mindelheim die Seuche grassierte
Plus In der Mindelheim herrschte vor 72 Jahren schon einmal der Ausnahmezustand. Ursache war damals zwar nicht Corona, aber ein anderer gefährlicher Virus.
Für etliche ältere Unterallgäuer ist die Corona-Pandemie nicht die erste Seuche, die sie erleben. Bei MZ-Leserin Helene Steidele aus Mindelheim weckte Corona schon im vergangenen Frühjahr Erinnerungen an 1949. "Im März 1949 grassierte in Mindelheim eine Krankheit, die zunächst als Grippe gedeutet wurde", schreibt sie. "Als bei den Patienten nach zehn Tagen das hohe Fieber nicht sinken wollte, wurden Blut- und Stuhlproben ins Labor geschickt und die erschreckende Antwort lautete: Typhus."
Helene Steidele war damals zwölf Jahre alt. Sie besuchte die siebte Klasse der Volksschule - und hat ihre Hefte von damals glücklicherweise bis heute aufgehoben. Darin hat sie einen Aufsatz gefunden, den sie am 15. Juni 1949 über die Typhus-Epidemie geschrieben hat. Er zeigt eindrucksvoll, wie es damals in der Stadt zuging. Als klar war, dass es sich um Typhus handelte, wurden die rund 65 Schülerinnen der Mädchenschule, in der heute die Volkshoch- und die Musikschule untergebracht sind, in die Knabenschule umgesiedelt. "Dort waren wir nur drei Tage, dann wurden alle Schulen geschlossen. Wir Schüler hatten vom 24. März bis zum 8. Juni schulfrei, also zehn Wochen."
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