
In welchen Lebensmitteln sich Zuckerfallen verstecken

Das Magazin Öko-Test hat 34 Produkte auf ihren Zuckergehalt untersucht. Mit welchen Mitteln die Hersteller tricksen und wie sich die Kalorienfallen umgehen lassen.
Was haben Sie denn heute gefrühstückt? Oder sind Sie etwa gerade noch dabei? Dann könnten Sie – nach aufmerksamen Lesen dieses Textes – einige Zuckerfallen vermeiden. Denn das Magazin Öko-Test hat 34 Lebensmittel nach ihrem Zuckergehalt untersucht – mit einem überraschenden Ergebnis.
Welche Zuckerarten gibt es?
Egal ob Müsli, Fertigpizza oder Früchtetee: Versteckter Zucker lauert in allen 34 getesteten Lebensmitteln, nur nennen ihn die Hersteller nicht immer „Zucker“. Oft lesen Verbraucher stattdessen Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker), Dextrose (Traubenzucker) oder beispielsweise Maltose (Malzzucker) auf der Verpackung. Auch hinter den Begriffen Süßmolkenpulver oder Gerstenmalzextrakt verbirgt sich letztlich Zucker.
In welchen Lebensmitteln versteckt sich Zucker?
Beim Spitzenreiter des Tests steckt der süße Geschmack hauptsächlich in Süßstoffen, obwohl mit frischen Beeren geworben wird. 100 Gramm des „Wildfrucht Teegetränks Granulat“ von Krüger bestehen Öko-Test zufolge zu 85,9 Prozent aus Zucker. Nach Angaben des Magazins sind das umgerechnet 115 Zuckerwürfel in der 400-Gramm-Packung, ein Würfel wiegt etwa drei Gramm. Dabei kennzeichnet der Hersteller sein Pulver-Getränk sogar als „50 Prozent“ kalorienreduziert. Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät daher, bei Lebensmitteln in Fertigverpackungen genau auf die Nährwert-Angaben zuschauen. „Fettreduziert heißt nicht automatisch auch zuckerreduziert und wenn eine Ware „bio“ ist, ist sie nicht unbedingt zuckerarm.“ Zucker steckt jedoch nicht nur in klassischen Süßspeisen. „Balsamissimo Cremig Mild“ von Kühne enthält laut Öko-Test 33 Zuckerwürfel in der 215 Milliliter-Flasche, „Curry Gewürz Ketchup“ von Gut & Günstig kommt sogar auf satte 110 Würfel in der 875 Milliliter-Packung und belegt damit den zweiten Platz mit dem meisten Zucker im Test – und das, obwohl „Zucker“ erst an dritter Stelle der Zutatenliste genannt wird. Die „Byodo Barbecue Sauce Premium, Bio“ liegt mit 23 Würfeln in 250 Millilitern auf dem zehnten Rang. Neben Rohrzucker sorgt dort Karamellsirup für den süßlichen Geschmack.
Mit welchen Mitteln tricksen die Hersteller?
Auffällig ist der hohe Zuckergehalt in Produkten, die vor allem Kinder ansprechen sollen, wie zum Beispiel „Kellogg’s Frosties“. Von 100 Gramm „Frosties“ sind etwa 38 Gramm Zucker. Die 375-Gramm- Packung entspreche laut Öko-Test 48 Zuckerwürfeln. Nach Angaben des Magazins empfiehlt die EU einem Erwachsenen täglich nicht mehr als 90 Gramm Zucker, also 30 Würfel. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät nach Angaben von Öko-Test neuerdings sogar nur zu 25 Gramm „zugeführtem Zucker“. Bei den „Frosties“ tricksen die Hersteller nicht nur bei der Zucker-Bezeichnung. Sondern sie geben die Nähwertberechnung für eine kleine Portion von 30 Gramm an und vergleichen diese mit den Referenzmengen eines Erwachsenen – der deutlich mehr aufnehmen kann als ein Kind. Öko-Test urteilt: „Das ist nichts anderes als Täuschung.“
Welche Zielgruppe wird mit den süßen Produkten angesprochen?
Auch in anderen vermeintlichen „Kinder-Produkten“ wie Milch-Schnitte (drei Würfelzucker pro Schnitte) oder Fruchtzwergen der Variante „weniger süß“ (elf Zuckerwürfel in sechs Bechern beziehungsweise rund zwei Zuckerwürfel pro Becher) verstecken sich „leere Kalorien“, wie Verbraucherschützerin Holzäpfel Zucker nennt. „Zucker erhöht die Energiemenge, sonst nichts. Mit einem Apfel hingegen nehme ich zusätzlich noch Vitamine und andere wichtige Nährstoffe auf“, betont die Ernährungsexpertin.
Welche Folgen kann Zucker haben?
Gerade für Kinder sei die Gewöhnung an gesüßte Lebensmittel kritisch, meint Holzäpfel. „Wenn Kinder sich von klein auf an einen übersüßen Geschmack gewöhnen, kann es sein, dass sie später weniger süße Geschmacksnoten natürlicher, wenig verarbeiteter Lebensmittel ablehnen.“ Das könne zu Übergewicht und Karies führen. Anstatt sich also einen fertigen Fruchtjoghurt zu kaufen, rät die Expertin, einen Naturjoghurt mit frischen Früchten zu mischen. Meistens reiche die natürliche Süße der Früchte „für ein angenehmes Geschmackserlebnis aus“. Es müsse gar nicht oder nur zur Abrundung ein wenig nachgesüßt werden.
Warum verwenden einige Hersteller so viel Zucker?
Sabine Holzäpfel erläutert, dass Zucker wichtig für die Struktur und Konsistenz mancher Lebensmittel sei. Oft werde Zucker hinzugefügt, um einen Säure-Geschmack auszugleichen. „Und wir haben von Natur aus eine Vorliebe für Süßes. Es verkauft sich gut, wenn es gut schmeckt.“
Wie erkenne ich Zuckerfallen?
Öko-Test hat einen einfachen Trick: Alles was auf „-ose“ ende, sei süß. Bei diesen Lebensmitteln sollte man also vorsichtiger sein. Am einfachsten ist es aber, selbst zu kochen.
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