Die Pfingstferien beginnen und am 8. Juni ist Tag des Meeres: Es ist also der perfekte Zeitpunkt, um endgültig zu klären, ob ein Urlaub am Meer einfach nur traumhaft oder eher ein sandig-schauriger Albtraum ist. Unsere beiden Autorinnen sind da durchaus geteilter Meinung.
Ein Urlaub am Meer macht so viele Menschen glücklich
Es gab einmal ein Jahr, da habe ich es nicht ans Meer geschafft. Ich dachte eigentlich, es wäre nicht so schlimm, aber im Winter habe ich dann gespürt, was mir gefehlt hat. Tausend schöne Momente, die solch ein Badeurlaub mit sich bringt. Schon bei der Anreise: Wenn man das erste Mal von Weitem das glitzernde Wasser sieht! Wenn man das Autofenster herunterlässt und neben der warmen Luft auch diese leicht salzige Brise einatmet. Sobald die Koffer auf dem Zimmer sind, und manchmal auch schon früher, geht es an den Strand. Barfuß durch den warmen Sand, das Kleid abstreifen und mit einem Spurt, der Usain Bolt neidisch machen würde, ab ins kühle Wasser, bis es in alle Richtungen spritzt. Wie herrlich ist es, dass das Meer so viele Menschen glücklich macht: die Kleinsten, die geschäftig mit ihren Vätern Sandburgen bauen (vor allem die Väter!). Die Sportler, die morgens am Strand joggen. Die Faulenzer, die einfach nur daliegen, oder die italienische Nonna, die seit Jahrzehnten mit ihren Freundinnen einen Spaziergang durchs seichte Wasser macht und hie und da ein paar Muscheln aufklaubt. Wenn sich zur Mittagshitze alle zur Siesta verziehen, gehört einem der Strand ganz allein. Jede Welle beruhigt wie eine gute Meditation. Abends noch schnell ein Eis an der Promenade. Und natürlich braucht es ein Zimmer mit Meerblick, das ist jeden Euro mehr wert (genauso wie der Service, der dieses Zimmer täglich vom Sand befreit). Um den Abend auf dem Balkon ausklingen zu lassen. Um den Sonnenauf- oder -untergang über dem Wasser vom Bett aus betrachten zu können. Um dem Meer in diesen wenigen Tagen im Jahr noch näher zu sein. Melanie Lippl
Bei einem Urlaub am Meer ist einfach überall nur Sand
Überall ist Sand. Überall. Egal, was ich am Strand esse, es ist „crunchy“. Selbst beim Verzehr von weichem Gebäck knirscht es zwischen den Zähnen. Die Sandkörner setzen sich in Kleidungsstücken, Hautfalten und Badetaschen fest und bleiben da hartnäckiger als jeder Hausbesetzer. Mein letzter Badeurlaub ist Jahre her und trotzdem habe ich jedes Mal, wenn ich diesen einen Bikini auspacke, wieder die halbe Adria auf dem Boden. Und eigentlich sollte das als Argument gegen das Verweilen am Meer ausreichen. Erschwerend kommt hinzu, dass Salzwasser in den Augen brennt und die Haare verfilzt und man auch gar nicht so genau weiß, mit wem man diese übergroße Badewanne so teilt. Weite Teile des Ozeans sind schließlich immer noch unerforscht. Seeigel, Quallen, riesige Wellen, irgendein Zwölfjähriger, der unschuldige Badegäste aus dem Nichts tunkt, Leute, die diskutieren, dass sie diese Sonnenliege schon 1979 mit ihrem Handtuch belegt haben – Meer und Strand bieten eine Fülle an Unannehmlichkeiten. Vor allem aber frage ich mich, wieso man sich freiwillig mit dem Auto über die A7 in den Norden oder über den Brenner in den Süden quält (hallo, da ist aktuell eine riesige Baustelle!). Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Lieber genieße ich die Sommerzeit in der Urlaubsregion um die Ecke. Und wenn ich auf einem Allgäuer Gipfel in meine Breze beiße, weiß ich wenigstens, dass der „Crunch“ ein Salzkorn ist, das da hingehört – und kein verirrtes Sandkorn. Leonie Küthmann
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