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Robert Antretter teilt seine Erinnerungen an den Einmarsch der Amerikaner in Mindelheim und spricht auch darüber, wie Demokratie gelingen kann.

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Der Frühling 1945 prägte sein Leben

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    Über den Besuch von Robert Antretter (Zweiter von links) freuten sich Kreisheimatpfleger und Museumsleiter Markus Fischer (links), Museumsleiterin Friederike Haber, Bernhard Fischer und Stadtarchivar Andreas Steigerwald.
    Über den Besuch von Robert Antretter (Zweiter von links) freuten sich Kreisheimatpfleger und Museumsleiter Markus Fischer (links), Museumsleiterin Friederike Haber, Bernhard Fischer und Stadtarchivar Andreas Steigerwald. Foto: Haber

    „Diesen Tag werde ich nicht vergessen“, sagte der 86-jährige frühere Bundestags- und Europaratsabgeordnete Robert Antretter, als er in Mindelheim vor insgesamt 300 Menschen über seine Erinnerungen an den Einmarsch der Amerikaner in Mindelheim vor 80 Jahren sprach – und meinte damit nicht nur den damaligen, sondern auch den aktuellen Tag. Vor allem aber sprach er auch darüber, wie die Geschehnisse des Frühlings 1945 sein weiteres Leben geprägt haben, in dem er sich für die Demokratie und die Verfassungswerte eingesetzt hat.

    Antretter, der in Mindelheim aufgewachsen ist, gestaltete an der Mindelheimer Berufsschule zur Freude von Schulleiter Gottfried Göppel eine besondere „Verfassungsviertelstunde“. Sie soll die Demokratiebildung stärken, zentrale Werte des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung im Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler verankern und ist nicht auf 15 Minuten begrenzt. Organisiert wurde die Begegnung von den Mindelheimer Museen sowie vom Fachbetreuer für Sozialkunde der Berufsschule, Bernhard Fischer. Dass er und seine Kolleginnen und Kollegen die Schüler immer wieder ermuntern, in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung den Dialog zu suchen und auch mal die Perspektive zu wechseln, machte sich in der anschließenden Gesprächsrunde bemerkbar. Sie war von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

    Den jungen Menschen geht es um Zusammenhalt und Gemeinschaft

    Robert Antretter zeigte sich zutiefst beeindruckt von den Schülerinnen und Schülern. Er habe in der Diskussion mit ihnen erfahren dürfen, dass es dieser Generation nicht, wie „Zukunfts-Skeptiker“ zuweilen beklagen, um Materielles für sich gehe, sondern besonders auch um das Füreinander-da-Sein, um Zusammenhalt und Gemeinschaft. So gab nahezu die Hälfte der 17- bis 20-Jährigen an, sich ehrenamtlich zu engagieren. So habe ihr Leben einen Sinn, der sie erfülle, brachte es ein Berufsschüler auf den Punkt.

    Nach der Diskussion ließen es sich einige nicht nehmen, sich noch einmal beim Referenten zu bedanken. Er sei eine Inspiration, ein Vorbild in Sachen Toleranz und Gemeinsinn – schlichtweg „ein guter Mensch“, wie eine Berufsschülerin ihm unter dem Beifall ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler attestierte. Auf die vielfältigen Verdienste und Ehrungen Antretters, die die jungen Menschen derart beeindruckten, war zuvor Bürgermeister Stephan Winter in seinem Grußwort eingegangen.

    Am Abend fand dann in den Museen im Colleg eine weitere Gesprächsrunde statt, in der Museumsleiterin Friederike Haber die rund 100 Besucherinnen und Besucher dazu einlud, sich ins Gespräch einzubringen und ihre Erinnerungen zu teilen, was diese auch gerne taten. Der frühere SPD-Politiker machte darin deutlich, dass er Streit für essenziell hält, wenn Demokratie gelingen soll, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass die Auseinandersetzung in Respekt vor denen zu geschehen habe, die eine andere Meinung vertreten. (mz)

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