
Bürger kritisieren die vorzeitige Schließung des Mindelheimer Hallenbads

Plus Eltern von Nachwuchsschwimmern machen ihrem Ärger über die vorzeitige Schließung des Mindelheimer Hallenbads Luft. Sie wollen den Stadtratsbeschluss einkassieren.

Einen solchen Andrang gab es bei der Bürgersprechstunde der Stadt Mindelheim schon lange nicht mehr: 16 Erwachsene und acht Kinder kamen vergangene Woche ins Rathaus, um mit Bürgermeister Stephan Winter über Sinn und Notwendigkeit der vorzeitigen Schließung des Hallenbades zu diskutieren. Mit dem Ergebnis des Gesprächs ist man aufseiten der Eltern der Nachwuchsschwimmer des TSV Mindelheim nicht zufrieden.
Stadtrat beschloss die frühere Schließung des Hallenbads bereits im Oktober 2022
Zum Hintergrund: Ende Oktober 2022 beschloss der Stadtrat auf Grundlage eines Energiesparplans, der vom Energieteam der Stadt Mindelheim entwickelt worden ist, unter anderem, dass das Saisonende des Hallenbads um rund sechs Wochen vorgezogen werden soll. Statt Mitte Mai schließt das Hallenbad nun bereits Anfang April. Diese vorzeitige Schließung, so rechnete das Energieteam vor, sollte eine Ersparnis über 35.000 Kilowattstunden bringen.
Allerdings stand die Stadt damals aufgrund langfristiger Verträge nicht unter einem großen Druck, was die Energiekosten angeht. Weil zudem die Rohstoffpreise mittlerweile wieder gefallen seien, stellten nun viele Eltern von Nachwuchsschwimmerinnen und
-schwimmern des TSV Mindelheim den Sinn der vorzeitigen Schließung infrage. Nachdem der Trainingsbetrieb während der vergangenen zwei Jahre wegen der Coronapandemie und der Sanierung des Freibads arg gelitten hatte, komme nun die nächste Einschränkung. Es sei eine Zumutung, "dass der Betrieb im Hallenbad nun schon das dritte Jahr in Folge nicht läuft", sagt Doreen Seeberger.

Die Erkheimerin ist direkt betroffen, ihre beiden Kinder gehören zu den Nachwuchsschwimmern, die nun wieder auf Trainingszeiten verzichten müssen. "Es gibt schon Überlegungen, den Verein eventuell zu wechseln, damit die Kinder regelmäßig trainieren können", sagt Seeberger.
TSV Mindelheim hat Verständnis für frustrierte Eltern
Carolin Eckers, Leiterin der Schwimmabteilung im TSV Mindelheim, kann solche Gedanken nachvollziehen: "Gerade für Wettkampfschwimmer ist es schon frustrierend, wenn sie nicht regelmäßig trainieren können und ihnen deswegen andere davonschwimmen." Die Größeren könnten ihre Fitness außerhalb des Beckens vielleicht noch trainieren, "die Kleinen müssen aber üben, üben, üben", so Eckers.
Doreen Seeberger rechnet es vor: Für die Schwimmer der Leistungsgruppe 3 entfallen zwölf Trainingseinheiten, für die Leistungsgruppe 2 sind es 18 Schwimmstunden und für die Leistungsgruppe 1 gar 30 Einheiten. Die Schwimmabteilung um Carolin Eckers hat mittlerweile bei umliegenden Vereinen für Trainingszeiten angefragt und war in manchen Fällen erfolgreich: So können die Mindelheimer Wettkampfschwimmer für eine Stunde pro Woche in Obergünzburg trainieren und zweimal pro Woche für je eine Stunde in Memmingen. "Eventuell ist da noch eine dritte Stunde machbar", sagt Eckers.
Nicht die Energiekosten sind nun das Problem, sondern der Personalmangel
Angesichts der entspannteren Lage auf dem Energiemarkt hegen die Betroffenen nun Hoffnungen, dass das Bad doch länger geöffnet bleiben könnte. Diesen Hoffnungen erteilt die Stadt Mindelheim jedoch eine Absage. Wie Hauptamtsleiter Michael Schindler auf MZ-Nachfrage mitteilt, hänge das mit dem Stadtratsbeschluss vom 24. Oktober und der damit verbundenen Umstrukturierung der Personalplanung zusammen. "Die Kolleginnen und Kollegen haben in der Zeit der Schließung Urlaub genommen oder bauen Überstunden ab. Sogar medizinische Eingriffe von Kolleginnen und Kollegen wurden auf diese Zeit verschoben, um für den Badebetrieb da zu sein", sagt Schindler.

Genau diesen Stadtratsbeschluss wollen die betroffenen Eltern aufheben lassen. Dazu wolle man die Argumente im direkten Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden der im Stadtrat beteiligten Parteien vorbringen. Ein solches Gespräch ist nun für den 22. März anberaumt. Allerdings dämpft Hauptamtsleiter Michael Schindler die Hoffnungen im Vorfeld.
Der Betrieb im Mindelheimer Freibad ist nicht gefährdet
Ein längerer Betrieb des Hallenbades sei nun nicht mehr machbar. "Dadurch, dass wir unsere Personalplanung umstrukturiert haben, wäre eine Öffnung im April nicht mehr möglich", sagt Schindler. Für die Freibadsaison und die Hallenbadsaison 2023/24 sieht es jedoch besser aus. Zwar habe die Stadt im Bereich der Bäder mehrere Personalausfälle durch Langzeitkranke, Kündigung und Mutterschutz. Diese offenen Stellen seien aber bereits im Herbst 2022 ausgeschrieben worden und konnten zum Großteil nachbesetzt werden. "Wir sind auch weiterhin sehr bemüht, unseren Personalstamm weiter aufzustocken. Wir gehen daher nicht davon aus, dass die Freibad- und die Hallenbadsaison dieses Jahr gefährdet sind", sagt Schindler.
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