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BLSV-Kreisvorsitzender Benjamin Adelwarth beim Segelfliegen

Segelfliegen

BLSV-Kreisvorsitzender im Cockpit: Benjamin Adelwarth hebt mit dem Segelflieger ab

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    Bereit für den Abflug: Pilot und Vorsitzender Robert Schröder (links) hebt mit Benjamin Adelwarth ab. Steffen Frank (rechts) half tatkräftig mit um den BSLV-Kreisvorsitzenden mit Fallschirm auszustatten.
    Bereit für den Abflug: Pilot und Vorsitzender Robert Schröder (links) hebt mit Benjamin Adelwarth ab. Steffen Frank (rechts) half tatkräftig mit um den BSLV-Kreisvorsitzenden mit Fallschirm auszustatten. Foto: Sabine Adelwarth

    Etwas blass um die Nase, aber glücklich und voller Adrenalin steigt Benjamin Adelwarth aus der weißen „Twin III“ am Segelflugplatz in Bad Wörishofen. Gerade eben hat er sich gemeinsam mit dem Vorsitzenden des SFV Bad Wörishofen, Robert Schröder, in die Unterallgäuer Lüfte gewagt und sich die Welt aus einer besonderen Perspektive angeschaut.

    In seinem Sportarten-Marathon besucht der BLSV-Kreisvorsitzende an diesem Tag den Segelflugverein Bad Wörishofen und wartet gespannt, was dieser Tag für ihn so alles bereithält.

    Robert Schröder hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht

    Vorsitzender Robert Schröder empfängt den Dirlewanger mit einem Lächeln und beantwortet ihm die vielen Fragen. Seit über zehn Jahren ist er der Vorsitzende des Vereins und verbringt, wie viele seiner Vereinskollegen, sehr viel Zeit auf dem Flugplatz. „Die Vorstandsarbeit ist mittlerweile im Alltag integriert“, erzählt er, der das Fliegen seit seinem 14. Lebensjahr mit großer Begeisterung betreibt. Diese Leidenschaft ist ihm geblieben: Der 59-Jährige hat diese zu seinem Beruf gemacht und fliegt seit über 35 Jahren als Berufspilot quer um die Welt.

    In drei Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer – Die Beschleunigung beim Start durch die Seilwinde gleicht einem Formel-Eins-Auto.
    In drei Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer – Die Beschleunigung beim Start durch die Seilwinde gleicht einem Formel-Eins-Auto. Foto: Sabine Adelwarth

    Der Airbus 350, das Langstrecken-Großraumflugzeug, welches er bei seinen Flügen schon oft als Pilot lenkte, hat zwar vom Aufbau nicht sehr viel mit den Segelflugzeugen zu tun, doch die Steuerung sei „fast die Gleiche“. „Die Aerodynamik eines Segeflugzeuges ist ganz ausgefeilt und steuert sich wie ein normales Flugzeug, nur eben ohne Motor“, erzählt Robert.

    Die Bundesliga-Mannschaft des SFV Bad Wörishofen ist Deutscher Meister

    Wind ist dabei nicht notwendig, aber Aufwind benötigen die 200 bis 400 Kilogramm schweren Flieger. Falls die Thermik stimmt, können die Piloten viele Kilometer und unzählige Stunden in den Fliegern verbringen. Schröders Sohn ist zweifacher Weltmeister und hat vor wenigen Tagen 900 Kilometer in acht Stunden geschafft. Der Segelflugverein Bad Wörishofen kann dabei auf zahlreiche Erfolge blicken, so wurde die erste Mannschaft des Vereins letztes Jahr bei der 1. Bundesliga im Streckensegelflug Deutscher Meister.

    In der Halle stehen die Flieger des Vereins.
    In der Halle stehen die Flieger des Vereins. Foto: Sabine Adelwarth

    Wer jetzt denkt, dass man nur in der Nähe des Abflugplatzes in der Luft kreisen kann, irrt gewaltig. Schwarzwald, Fulda, Dresden, Wien oder auch Italien können bei passender Wetterlage überflogen werden. Der untere Luftraum, bis zu 3000 Meter, sei dabei passierbar. Es gelten die Sichtflugregeln.

    Manchmal landet man auch in der Pampa

    Je mehr man fliegt, desto größer wird das Gespür fürs Fliegen. Denn man wolle ja schließlich wieder in Bad Wörishofen landen. Doch immer wieder kommt es vor, dass man viele Kilometer vom Start weg auf einer Wiese landen muss. Dann sind die Vereinskameraden gefragt, die samt Anhänger für das Flugzeug den Notgestrandeten abholen. Tags zuvor landete ein Mitglied bei Regensburg. „Es ist ein verrücktes Abenteuer. Niemand weiß, was einen erwartet und wie der Flug enden wird“, ergänzt Robert Schröder.

    Das Cockpit eines Segelflugzeuges.
    Das Cockpit eines Segelflugzeuges. Foto: Sabine Adelwarth

    Ab 14 Jahren darf man den Führerschein als Pilot wagen. Dabei wird vom Flugschüler einiges in Theorie und natürlich auch Praxis abverlangt. Immerhin sollen die Flugschüler sicher und wohlbehalten heimkommen. Unfälle gab es in Bad Wörishofen schon Ewigkeiten keine mehr. Der Letzte war noch auf dem alten Platz im Jahr 1963. „Wir haben Sicherheitsnetze und sind besser aufgestellt als noch vor 30 oder 40 Jahren“, so Schröder.

    Der SFV Bad Wörishofen wird 75 Jahre alt

    130 Mitglieder, davon etwa 70 Aktive zählt der Verein, der in diesem Jahr 75-jähriges Jubiläum feiern kann. Jedes Jahr kommen Neulinge und versuchen den besonderen Sport. Dabei bietet der Verein eine Schnuppermitgliedschaft für drei Monate an. In dieser Zeit kann man erkennen, ob man dieses Hobby wirklich möchte und die notwendige Zeit hat.

    Praktisch befinden sich die Flieger im Anhänger. Vorsitzender Robert Schröder erklärt das ausgeklügelte System eines Segelflugzeugs. Zwei Personen machen den Flieger innerhalb 15 Minuten fertig für den Start.
    Praktisch befinden sich die Flieger im Anhänger. Vorsitzender Robert Schröder erklärt das ausgeklügelte System eines Segelflugzeugs. Zwei Personen machen den Flieger innerhalb 15 Minuten fertig für den Start. Foto: Sabine Adelwarth

    Zehn Hektar misst die Fläche, und sieben Segelflugzeuge sowie ein Motorsegler sind im Besitz des Vereins. Dabei bieten sie noch einigen Privat-Flugzeugen einen Stellplatz. Innerhalb von 15 Minuten schaffen es zwei Personen, ein Segelflugzeug aus dem Anhänger zu holen und zum Abflug startklar zu machen. Die langen Flügel werden im Stecksystem zusammengefügt.

    Segelfliegen ist ein Mannschaftssport

    Dass Segelfliegen ein Mannschaftssport ist, sieht man an diesem Nachmittag. Alle arbeiten Hand in Hand zusammen. „Ohne Team geht beim Segelfliegen gar nichts“, meint Schröder. Damit an den Flugtagen alles reibungslos verläuft, gibt es einen Startleiter, Fluglehrer und Windenfahrer. „Das läuft bei uns alles ehrenamtlich und die Diensteinteilung ist viermal im Jahr“, erzählt Schröder. Der Verein sieht sich dabei auch als Ausbildungsbetrieb. Wann ein Flugschüler bereit ist, allein in die Lüfte zu steigen, beurteilen dann zwei unabhängige Fluglehrer.

    An diesem Tag ist Carl Thalmeir der Startleiter in Bad Wörishofen. Die Mitglieder haben Dienstpläne und wechseln sich ab. Die Diensteinteilung ist viermal im Jahr.
    An diesem Tag ist Carl Thalmeir der Startleiter in Bad Wörishofen. Die Mitglieder haben Dienstpläne und wechseln sich ab. Die Diensteinteilung ist viermal im Jahr. Foto: Sabine Adelwarth

    Der Segelflugsport ist nachhaltig, denn er nutzt die Sonnenenergie für den Aufwind. 270 Kilometer pro Stunde kann so ein Segelflugzeug schnell werden und gerade die Beschleunigung am Anfang, wenn man durch die Seilwinde in die Luft gezogen wird, gleicht der bei einem Formel-1-Auto. „In drei Sekunden ist man von 0 auf 100, das ist ein tolles Gefühl“, sagt Schröder. Wenn man dann mal oben ist, sollte man den richtigen Blick für die nötigen Aufwinde haben, um auch oben zu bleiben. „Jede kleine Wolke signalisiert einen Aufwind“, erklärt er und zeigt auf die vielen Wolken am Himmel. Wie lange ein Flug dauert, hängt also maßgeblich von den Wetterbindungen ab. „Manchmal dauert ein Flug nur zehn Minuten und manchmal kann man stundenlang fliegen.“

    Die Spucktüte im Cockpit bleibt unangetastet

    Der Zusammenhalt im Verein ist enorm, und alle verstehen sich als eine große Familie. In vierzehn Tagen geht der Traum von Liliana Wohlfahrt aus Oberegg endlich in Erfüllung, und sie wird 14 Jahre alt. Schon ihr Vater Tobias hat mit 17 Jahren seinen Flugschein gemacht. Bis er eine Familie gegründet hat, sei er regelmäßig geflogen, berichtet er. Seine Tochter tritt nun in seine Fußstapfen und wird künftig viel Zeit auf dem Flugplatz in Bad Wörishofen verbringen und den Flugschein machen. Vergangenes Jahr hat sie Schnupperflüge gemacht und ist seitdem begeistert. „Es ist so schön“, sagt sie.

    Auch Daniel Häring aus Wolfertschwenden absolviert derzeit seinen Segelflugschein. „Ich habe im April 2024 begonnen und hoffe, dass ich im Herbst fertig bin. Wenn du in der Luft bist, ist es ein unbeschreibliches Gefühl.“

    Eine eigene kleine Werkstatt befindet sich auf dem Gelände des Segelflugvereins Bad Wörishofen. Robert Schröder gibt Benjamin Adelwarth Einblick hinter den Kulissen.
    Eine eigene kleine Werkstatt befindet sich auf dem Gelände des Segelflugvereins Bad Wörishofen. Robert Schröder gibt Benjamin Adelwarth Einblick hinter den Kulissen. Foto: Sabine Adelwarth

    Als Benjamin Adelwarth an diesem Nachmittag, nach rund 30 Minuten, aus dem weißen Flugzeug steigt, hat er ein breites Grinsen im Gesicht und atmet erst einmal tief durch. Der rasante Start sei schon sehr spektakulär gewesen, wenn das Flugzeug steil in die Luft ging. Die ersten 15 Minuten waren dann auch gar kein Problem und die Aussicht ist beeindruckend. Pilot Robert Schröder erklärte während des Fluges die Aufwindsuche, die gerade an der neuen Solaranlage beim Skyline-Park besonders gut möglich ist.

    Nach einigen Kurven wurde es dem BLSV-Kreisvorsitzenden dann aber doch leicht flau im Magen. Eine Spucktüte für den Fall der Fälle ist für alle Fluginsassen vorhanden und immer mal wieder kommen sie auch zum Einsatz. „Auch unseren erfahrenen Piloten kann immer mal wieder übel werden“, sagt Schröder. Sein Fluggast benötigt dieses Mal glücklicherweise keine Tüte, und der Flug endet dann sanft auf dem grünen Rasen.

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