Es ist ein Dienstagabend im Februar, die Doppelsporthalle an der Brennerstraße in Mindelheim ist hell beleuchtet. Auf der Ostseite sind schon die ersten Netze aufgebaut, auf etwa 1,50 Meter Höhe. Rund 15 Kinder und Jugendliche beginnen ihr Badminton-Training. Eine der Übungen: Ein Spieler wirft seinem Gegenüber den Badminton-Ball zu, damit dieser ihn mit dem Schläger über das Netz schlägt. Interessiert verfolgt Benjamin Adelwarth das Geschehen.
Der Kreisvorsitzende des BLSV-Kreises Unterallgäu-Memmingen wird hier bei der Badminton-Abteilung des TSV Mindelheim seine nächste Station auf seiner Tour durch die BLSV-Sportarten absolvieren. Zum Beweis, dass er bereits Erfahrungen mit diesem Sport gemacht hat, hat Adelwarth einen Pokal mitgebracht: „Den habe ich vor genau 30 Jahren als Fünftklässler beim Schulturnier in Pfaffenhausen gewonnen“, sagt er. „Im Finale habe ich einen Schüler besiegt, der sonst immer alles gewonnen hat - egal was“, sagt Adelwarth und grinst.
Es gibt nur wenige Vereine im Unterallgäu, in denen Badminton gespielt wird
„Ich glaube aber nicht, dass davon noch viel übrig geblieben ist“, sagt er vor dem Trainingsstart. Das liege dabei gar nicht mal daran, dass ihm der Badmintonsport fremd geworden sei, sondern vielmehr am fehlenden Angebot. Klar ist: „Du brauchst eine Halle. Die gibt es nicht überall“, sagt Adelwarth. Tatsächlich wird Badminton nur in wenigen Vereinen im Landkreis angeboten: In Mindelheim, Türkheim, Babenhausen, Trunkelsberg, Erkheim und Memmingen gibt es aktive Abteilungen, die auch am Spielbetrieb teilnehmen.

Allerdings reichen dafür nicht immer die vereinseigenen Spieler. So betreibt der TSV Mindelheim für alle fünf Mannschaften im Spielbetrieb jeweils eine Spielgemeinschaft: Mit dem TV Türkheim gibt es beiden Erwachsenenteams, die in der Bezirksliga Süd und der Bezirksklasse A antreten, mit dem TV Immenstadt werden die U19- und U13-Mannschaften gebildet und mit dem TSV Haunstetten die U15. „So viele Spielgemeinschaften gab es früher nicht“, sagt auch Thomas Metzeler. Der 45-Jährige spielt seit 1989 Badminton beim TSV Mindelheim und leitet das Training der Hobbyspieler auf der Westseite der Halle.
Benjamin Adelwarth hat nicht viel verlernt
Die Akteure tröpfeln nach und nach ein, Thomas Metzeler begrüßt jeden einzelnen Spieler persönlich. Für Benjamin Adelwarth hat er gleich eine Trainingspartnerin gefunden. „Dann sehen wir, was du noch kannst“, sagt er mit Blick auf Adelwarths Schülerpokal, der nun in der Hallenecke steht. Nach wenigen Ballwechseln ist klar: Badminton kann man offenbar nicht verlernen. Adelwarth bringt die Bälle ohne große Anstrengung über das Netz zurück - und ohne dem Ball ständig hinterherschauen zu müssen. Er weiß, wann er seinen Schläger wie einsetzen muss, er hat ein Gefühl für die Flugbahn des Balles.

Manchmal erklingt zwar das laute Klacken, wenn der Badmintonball den Schlägerrahmen trifft, aber das geht vielen anderen Spielern an diesem Abend ähnlich. „Das sieht doch ganz gut aus“, lobt auch Thomas Metzeler, der selbst in der zweiten Mannschaft des TSV Mindelheim aktiv ist. Als er Adelwarth ein paar Schläge vorführt, merkt man einen Unterschied: Während Metzelers Schläge aus dem Handgelenk kommen, nutzt Adelwarth noch den ganzen Arm und wendet so mehr Kraft auf. „Manchmal, wenn man am Netz ist, reicht es, wenn man nur den Schläger hinhält. Dann fliegt der Ball von allein wieder zurück übers Netz“, sagt Metzeler.
Ein Mindelheimer Badmintonspieler war Olympiateilnehmer
Badminton hat beim TSV Mindelheim schon eine lange Tradition: 1972 wurde die Abteilung gegründet, heute zählt sie rund 100 Mitglieder. Einer der besten Spieler der deutschen Badminton-Geschichte stammt ebenfalls aus Mindelheim: Oliver Pongratz war mehrmaliger Deutscher Jugendmeister, gewann 1993 im Trikot des FC Langenfeld erstmals die deutsche Meisterschaft bei den Erwachsenen - und sollte diesen bis 1999 Jahr für Jahr verteidigen. 1996 nahm er an den Olympischen Spielen in Atlanta teil und wurde 33.

Darauf ist man in Mindelheim immer noch stolz. Die glorreichen Zeiten mögen zwar vorbei sein, die Lust am Badminton ist aber ungebrochen. „Wir haben im Jugendbereich zwischen 30 und 40 Kinder und Jugendliche“, sagt Metzeler. Die zweite Mannschaft, in der er selber spielt, bestehe zur Hälfte aus Nachwuchsspielern. „Wir wollen sie so schnell wie möglich an den Erwachsenenbereich gewöhnen“, sagt Metzeler.
Am Ende wird der Unterschied zwischen Badminton und Federball geklärt
Nach 45 Minuten beendet Metzeler das Training der Hobbyspieler mit einem Rundlauf. Wie beim Tischtennis wetzen die Spieler nun nacheinander um das Feld, um den vom Gegenüber gespielten Ball wieder über das Netz zu bringen. Wer es nicht schafft, muss den Rundlauf verlassen. Adelwarth hält bis zur Hälfte mit, dann erwischt es ihn. Nach dem Training haben die Badmintonspieler noch die Möglichkeit auf ein freies Spiel. Ohne Trainer, ohne Vorgaben. Und für Benjamin Adelwarth besteht die Chance, die Kardinalfrage zu stellen: „Was ist der Unterschied zwischen Badminton und Federball“, will er von Metzeler wissen.
„Das liegt am Ball und am Spielfeld“, erklärt dieser. „Beim Badminton gibt es ein vorgegebenes Spielfeld, Federball kann man auf jeder Wiese spielen. Und während der Federball meistens aus Plastik ist, besteht der Badmintonball aus Gänsefedern.“ Wäre auch das geklärt.
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