Fast ein Viertel der neuen Arbeitsverträge, die im Unterallgäu unterschrieben wurden, ist befristet. Das geht aus einer Mitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hervor. „Es gibt zwar einen Fachkräftemangel. Trotzdem verzichten einige Betriebe im Unterallgäu nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand“, sagt Laura Schimmel.
Die Geschäftsführerin der NGG Schwaben nennt aktuelle Zahlen und beruft sich dabei auf die Bundesagentur für Arbeit: So haben nach Angaben der Gewerkschaft im ersten Quartal dieses Jahres private und öffentliche Arbeitgeber im Unterallgäu rund 3920 Arbeitsverträge abgeschlossen. „24 Prozent davon waren befristete Jobs. Bundesweit lag diese Quote sogar bei knapp 34 Prozent“, sagt Laura Schimmel. Sie rät Beschäftigten, vor der Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag nachzuhaken, warum dieser befristet sei.
Befristete Arbeitsverträge haben Folgen
„Arbeitsverträge auf Zeit bedeuten ‚wackelige Jobs‘. Befristete Arbeitsverträge machen die Wohnungssuche deutlich schwerer. Außerdem sind sie eine hohe Hürde bei Krediten – und damit auch für entscheidende Anschaffungen: vom Auto bis zur Eigentumswohnung“, so Schimmel. Oft komme dadurch sogar die Familienplanung ins Rutschen. Die NGG fordere deshalb, Befristungen ohne konkreten Sachgrund abzuschaffen. Ein Dorn im Auge ist der Gewerkschaft die befristete Weiterbeschäftigung nach einer Ausbildung: Wer nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung nur eine Übernahme auf Zeit angeboten bekomme, dem fehle die berufliche Perspektive.
Mit 48 Prozent war bundesweit fast jede zweite Neueinstellung von unter 25-Jährigen befristet. Das gehe aus aktuellen Zahlen der Böckler-Stiftung hervor. „Außerdem nutzen Arbeitgeber die vermeintlich schwächere Position von Menschen aus, die keine Berufsausbildung haben: Gut die Hälfte von ihnen bekommt bei einer neuen Stelle nur einen befristeten Arbeitsvertrag“, so Laura Schimmel. Auch das habe die Analyse der Böckler-Stiftung ergeben. Menschen mit Berufsausbildung hätten dagegen nur zu knapp 28 Prozent einen befristeten Job. (mz)
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