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Unterallgäu: Katastrophenfall: An diesen Orten im Unterallgäu gibt es Hilfe bei Blackout & Co.

Unterallgäu

Katastrophenfall: An diesen Orten im Unterallgäu gibt es Hilfe bei Blackout & Co.

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    Ob Hochwasser, Sturm oder andere Katastrophen: Die sogenannten KS-Leuchttürme sollen Hilfe im Notfall bieten.
    Ob Hochwasser, Sturm oder andere Katastrophen: Die sogenannten KS-Leuchttürme sollen Hilfe im Notfall bieten. Foto: Moritz Frankenberg/dpa, Sabine Adelwarth, Marius Bulling/dpa

    Gut zwei Jahre ist es her, dass der Unterallgäuer Landrat Alex Eder in einem Gespräch mit unserer Redaktion erklärt hat, dass er sich „schlecht aufgestellt“ fühlt für einen Blackout, also einen tagelangen Stromausfall, oder andere ähnliche Katastrophen. Man werde improvisieren müssen, meinte er damals – doch sein Ziel sei, den Anteil des Improvisierten immer mehr zu verringern. Isabell Sittner-Zehner, die Leiterin des Sachgebiets Öffentliche Sicherheit und Ordnung, hat das Thema seitdem in die Hand genommen – und es ist in den vergangenen beiden Jahren einiges passiert, wie sie im Gespräch verrät. Dazu gehören beispielsweise die „KS-Leuchttürme“, die es in vielen Orten im Unterallgäu inzwischen gibt.

    Das Konzept der „Katastrophen-Leuchttürme“, das man sich im Unterallgäu zum Vorbild genommen hat, stammt aus Österreich: Diese Orte sollen Anlaufstellen sein, die vorab bekannt gemacht werden und gut erreichbar sind. Hier finden mehrere Personen Platz, es gibt Informationen und teilweise auch Medikamente und Vorräte für „Gestrandete“, etwa Menschen, die eigentlich auf der Durchreise sind. Inzwischen haben auch zahlreiche Unterallgäuer Gemeinden ihre Leuchttürme festgelegt und dem Landratsamt gemeldet, wie unsere Karte zeigt. Sittner-Zehner hofft darauf, dass andere Kommunen diesem guten Beispiel folgen. Manche Gemeinden haben sogar gleich mehrere Anlaufstellen benannt.

    Allerdings ist nicht alles so gelaufen, wie sich Sittner-Zehner das vorgestellt hätte. „Ich hätte mir noch bisschen mehr Eigeninitiative von den Gemeinden erhofft“, sagt sie. So gebe es etwa Konzepte, in die man für den eigenen Ort eigentlich nur noch die entsprechenden Namen oder Positionen eintragen müsse. Es sei immer besser, sich vorab klar darüber zu werden, wer Teil eines möglichen Krisenstabs ist, wer im Notfall in der Gemeinde sein muss oder wie ein Schichtbetrieb gestemmt werden kann. „Das Hochwasser hat gezeigt, dass das dringend nötig ist.“ Das Landratsamt selbst und Fachbereichsleiter Armin Ostermeier würden die Gemeinden in der Planungsarbeit unterstützen, sagt Sittner-Zehner.

    Drei Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit dem Katastrophenfall im Unterallgäu

    Im Landratsamt selbst sind in den vergangenen beiden Jahren drei Arbeitsgruppen ins Leben gerufen worden. Der Arbeitskreis Gemeinden hat sich damit beschäftigt, wie man Notanlaufstellen, also diese „KS-Leuchttürme“, organisiert. Es gehe um die Frage: Wie kann ich als Gemeinde gut aufgestellt sein, wenn eine Krise mich erreicht – sei es ein Blackout, ein Hochwasser, ein Sturm oder etwas anderes, das Schäden verursacht hat?

    Der Arbeitskreis Kommunikation hat sich vor allem mit dem Digitalfunk beschäftigt. Dabei drehte sich alles um Fragen wie: Wie lang haben wir Funk? Wie lange haben wir Handynetz? Wie können wir mit der Polizei und den Rettungsdiensten kommunizieren? Denn während das Landratsamt im Notfall noch auf den Analogfunk zurückgreifen könnte, gebe es bei der Polizei diese Rückfallebene nicht, erläutert Sittner-Zehner. Der Arbeitskreis Versorgung beschäftigte sich damit, wie eine Notfallversorgung, vor allem auch für die Führungsgruppe Katastrophenschutz, gewährleistet sein kann. „Es gab zum Beispiel Gespräche mit Grob und deren Kantine sowie dem V-Markt, wie man schnell an Lebensmittel kommt, mit der Baywa hinsichtlich Tankstellen und so weiter - da haben wir ganz viel erarbeitet“, sagt Sittner-Zehner. Und es wurde vorsorglich lang haltbares Essen gekauft.

    Isabell Sittner-Zehner kümmert sich im Landratsamt Unterallgäu um den Katastrophenschutz.
    Isabell Sittner-Zehner kümmert sich im Landratsamt Unterallgäu um den Katastrophenschutz. Foto: Eva Büchele/LRA

    Und auch innerhalb des Landratsamts hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan: Die Behörde selbst habe ihren eigenen Bunker ertüchtigt, was Technik, Lagekarten, Software und die Einteilung betrifft, erklärt Sittner-Zehner. Es gab kleine Schulungen für die Mitglieder der Führungsgruppe Katastrophenschutz und neue Alarmierungswege wurden eingerichtet: Anstatt über eine Telefonkette wird jetzt über eine App alarmiert, bei der eine bestimmte Gruppe bei einem bestimmten Schlagwort sofort einen Alarm übers Handy bekommt.

    Ein Blackout wurde bei einer Übung durchgespielt

    Zum Thema Blackout gab es sogar eine eigene Übung. Sittner-Zehner hat zudem den Kontakt zu den Stromanbietern in der Region gesucht und sich über Abläufe informiert. Ansprechpartner wurden ausgemacht und festgehalten. „Da fragen wir auch regelmäßig ab und pflegen das in unseren Systemen ein“, erklärt die Katastrophenschützerin. Auch einen Flyer zum Thema Blackout hat das Landratsamt erarbeitet und veröffentlicht. Er ist auf der Homepage der Behörde einsehbar. Darin erhalten Bürgerinnen und Bürger Tipps zur richtigen Vorsorge und dem Verhalten im Notfall.

    Sittner-Zehner glaubt, dass viele der ergriffenen Maßnahmen bereits beim Hochwasser im Juni etwas gebracht haben, vor allem, was die Kommunikation und Vernetzung betrifft. „Es ist förderlich, wenn man ein Gesicht zu einem Namen hat“, sagt Sittner-Zehner. Das habe die Arbeit zwischen THW, Polizei und Rettungskräften erleichtert. Sie ist sich sicher, dass man für Blackout und Co. heute deutlich besser aufgestellt ist als noch beim Gespräch vor zwei Jahren. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass es in der Realität gar nicht erst soweit kommt.

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