Es ist wieder so weit: Die allmählich steigenden Temperaturen haben die Kröten, Frösche und Lurche in der Region in Wanderlaune versetzt. Nachts machen sie sich auf den Weg zu den Gewässern, in denen sie geboren wurden, um dort selbst für Nachwuchs zu sorgen. Um zu verhindern, dass sie auf dem Weg dorthin überfahren werden, sind auch heuer wieder zahlreiche ehrenamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer im Einsatz. Sie sammeln die Tiere entlang von Krötenzäunen ein und bringen sie sicher auf die andere Straßenseite. Wo derzeit besondere Vorsicht geboten ist, um weder die Amphibien noch ihre Retter zu gefährden, erfahren Sie hier.
Im Unterallgäu gibt es laut Silke Lotterbach, der Vorsitzenden der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu des Bunds Naturschutz, aktuell 18 Straßenabschnitte, an denen Krötenzäune aufgebaut wurden. Im vergangenen Jahr waren die Naturschützerinnen und -schützer an 16 Sammelstellen aktiv und haben dort mehr als 20.000 Amphibien sicher auf die andere Straßenseite gebracht. Am häufigsten handelte es sich mit rund 18.000 Exemplaren um Kröten, aber auch 1400 Frösche und 850 Molche wurden an den Zäunen eingesammelt.
Seit Jahren nimmt die Zahl der gesammelten Amphibien im Unterallgäu ab
Das klingt zwar nach einer ganzen Menge, tatsächlich sei die Zahl der gesammelten Tiere aber seit Jahren rückläufig, so Lotterbach. Ob die Amphibien vom vielen Regen im vergangenen Jahr profitiert haben, bleibe abzuwarten. „In Bayern sind elf von 19 Arten gefährdet. Auch einstmals häufige Arten wie der Teichmolch und der Grasfrosch mussten zuletzt auf die amtliche „Vorwarnliste“, erklärt Lotterbach.
Die alljährliche Krötensammlung zum Schutz der Tiere bezeichnet sie als „gewaltigen Kraftakt“. Sie sei aber auch ein positives Beispiel für die Zusammenarbeit der vielen Ehrenamtlichen unter anderem mit der Unteren Naturschutzbehörde, den Gemeindeverwaltungen, den Teams der Bauhöfe und nicht zuletzt der Landwirte der angrenzenden Flächen. Wer die Helfer und die Tiere unterstützen will, sollte an den Amphibienzäunen besonders rücksichtsvoll fahren. Denn zum einen lassen sich Kröte, Frosch und Co. nicht immer von den Zäunen ausbremsen oder hüpfen direkt an deren Ende über die Straße. Und zum anderen müssen auch die Helfer die Straße sicher überqueren können.
Auch durch den Strömungsdruck vorbeifahrender Autos werden Kröten getötet
Doch nicht nur entlang der Schutzzäune sollte man lieber langsam fahren. Denn an mehreren Stellen im Landkreis wurden bisher keine Zäune aufgebaut, weil die Strecken zu lang sind, etwa rund um die Kiesgruben bei Darast südlich von Wolfertschwenden. Amphibien sind dort freilich trotzdem unterwegs. Ebenfalls wichtig: Die Tiere werden nicht nur getötet, wenn man sie direkt überfährt, sondern auch durch den Strömungsdruck eines vorbeifahrenden Autos. Bei Geschwindigkeiten unter 30 Stundenkilometern könnten viele der Tiere überleben.
Lotterbach rät deshalb, zwischen Anfang März und Ende April ganz allgemein an Straßen in Gewässernähe oder durch Wälder in lauen, regnerischen Nächten besonders vorsichtig zu fahren. Die Amphibien sind in dieser Zeit bevorzugt bei feuchtem Wetter und Temperaturen über Null Grad unterwegs – und ihre Helfer am frühen Morgen und späten Abend. Wer mithelfen will, kann sich per E-Mail an memmingen-unterallgaeu@bn.de oder dienstags und donnerstags von 10 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer 08261/22242 melden.
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