
Lüftung: „Saubere Lösung“ für Wiedergeltinger Schule

Plus Ein Lüftungsanlagenkonzept sorgt ab August für frische Luft in den Klassenzimmern. Knapp 50.000 Euro muss die Gemeinde selbst tragen.
Ein einstimmiges Votum konnte Planer Andreas Füssinger für die Vorstellung seines Lüftungsanlagenkonzepts am jüngsten Wiedergeltinger Sitzungsabend mit nach Hause nehmen: das Gremium zeigte sich mehr als überzeugt von den Plänen des Ingenieurbüros hls.plan und sprach sich einvernehmlich dafür aus. In den Sommerferien kann voraussichtlich mit den Arbeiten begonnen werden.
Wiedergeltingen nimmt sich ein Beispiel an Rammingen
Schon vor geraumer Zeit hatte sich das Wiedergeltinger Gremium mit dem Thema Luftaustausch in den Klassenzimmern der Grundschule beschäftigt. Gerade unter pandemischen Bedingungen musste gehandelt werden, kaum eine Kommune kam um diese Thematik herum.
Der Anschaffung mobiler Frischluftgeräte waren die Wiedergeltinger Räte damals schon skeptisch gegenübergestanden, obschon die Bayerische Staatsregierung dafür Fördertöpfe bereitgestellt hatte. Zu wenig effektiv, zu unpraktisch, zu viel Störung des laufenden Unterrichts, waren damals die Beweggründe, sich gegen solche Anlagen zu entscheiden.
So hatte sich beispielsweise die Nachbargemeinde Rammingen als eine der ersten Kommunen im Unterallgäu schon Ende 2020 über die eigenwillige Fördersituation, nur mobile Geräte finanziell zu unterstützen, hinweggesetzt und auf eigene Kosten eine festinstallierte Raumanlage in der Grundschule verbaut.
Zwischenzeitlich hat man nun auch seitens der Staatsregierung den Wert solcher Anlagen, die eben nicht nur die Raumluft reinigen, sondern gleichzeitig komplett austauschen, erkannt und auch dafür Fördergelder aufgelegt. VG-Kämmerer Christian Schöffel, der ebenfalls an diesem Sitzungsabend in Wiedergeltingen vor Ort war, bestätigte dem Gremium denn auch, bereits einen Antrag dafür auf den Weg gebracht zu haben. Knapp 80 Prozent Förderung sei möglich, sagte er.
Zunächst hatte Planer Andreas Füssinger eine Möglichkeit ins Auge gefasst, frische Luft von draußen über Rohre in die Klassenzimmer zu saugen. Je Raum hätte dafür ein Teil der durchgehenden Fensterfront ersetzt werden müssen, ergo wäre dies von außen optisch zu sehen gewesen.
Einbau in Wiedergeltingen ohne störende, sichtbare Umbauten
Nach Augenscheinnahme des Schulgebäudes verwarf Füssinger diese Variante jedoch, wie er dem Gremium erklärte. So handele es sich bei dem Gebäude um ein „kompaktes, überschaubares Anwesen“, einen solchen optischen Einschnitt hätte er als unpassend empfunden.
Die nun vorgestellte Variante kommt ohne störende, sichtbare Umbauten aus. Denn alle drei Geräte, die dann für frische Luft in 15 Räumen der Grundschule sorgen, können im Gebäude untergebracht werden. Pro Etage findet sich eines dieser Geräte, die - weil eben nicht im Raum installiert - geräuschlos für die Luftumwälzung sorgen.
Etwa 3,2 Mal pro Stunde wird die Raumluft in den Klassenräumen ausgetauscht, „abhängig vom CO2-Gehalt in der Luft“, wie Füssinger erklärte. Rund 25 Kubik pro Person, etwa 650 Kubik insgesamt, je Klassenzimmer. Angesaugt wird die Frischluft im obersten Bereich des Schulgebäudes, quasi unter dem Dach. Dann sorgt eine Verrohrung in die unteren Etagen für eine Verteilung der frischen Luft.
Zu sehen wird davon kaum etwas sein, sie verschwindet hinter Kanälen an den Zimmerdecken, dank Schallisolierung auch geräuscharm. Störende Großgeräte innerhalb der Klassenzimmer wird es also nicht geben. Ein sogenannter Nachheizregler sorgt zudem dafür, dass sich die angesaugte Luft auf 16 bis 18 Grad erwärmt, bevor sie in die Räume geblasen wird. Letztlich sorgen Brandschutzklappen dafür, dass auch bei Ausbruch eines Feuers kein Ausbreiten über die Lüftungsverrohrung möglich ist.
Pro Gerät veranschlagt das Planungsbüro 85.000 Euro, noch einmal knapp 80.000 Euro für die Verrohrung, Schalldämmung und das Regelsystem. Neben der Einrichtung der Baustelle bzw. der Montage (18.000 Euro), Aufwand im Bereich Heizung und Sanitär (rund 4.500 Euro) kommen so Kosten in Höhe von insgesamt 238.130,90 Euro brutto auf die Gemeinde zu.
Kann die Förderfähigkeit ausgeschöpft werden, verringert sich die Summe um knapp 190.500 Euro. So müsste Wiedergeltingen einen Eigenanteil in Höhe von knapp 50.000 Euro selbst stemmen. Dennoch, so sollte sich in anschließender Diskussion zeigen, favorisieren die Ratsmitglieder die vorgestellten Pläne Andreas Füssingers.
Dass möglichst wenig Rohre zum Einsatz kommen, das gefiel etwa Maximilian Kienle (Bürgerverein); Bürgermeister Norbert Führer hob die geringe Geräuschbelastung für die Schüler hervor. Auch Alois Karl (CSU) und seine Fraktionskollegen Bernd Stapfner und Andreas Auerhammer zeigten sich überzeugt von der Umsetzung, die auf störende Großgeräte in den Klassenräumen verzichtet.
Eine „saubere Lösung“, hieß es unisono. Insgesamt gefiel dem Gremium auch die Idee des Planers, die bestehende Heizanlage der Grundschule für die Erwärmung der Frischluft zu nutzen.
Ludwig Schweinberger (FWW) wollte dennoch wissen, ob eine elektrische Lösung anstelle einer Kopplung über die Heizungsanlage nicht sinnvoller wäre, gerade mit Blick auf die derzeitigen Kosten in diesem Bereich. Gerade die Heizungsverrohrung sehe er als aufwändig an. Zudem stünde die Sanierung der Heizanlage ja auch irgendwann auf der Agenda. Eine elektrische Lösung zur Aufwärmung würde derzeit teuerer kommen, legte Planer Andreas Füssinger dagegen. Zudem verwies er auf die gute Fördersituation, die beispielsweise der Einsatz einer Pelletsheizung ermöglicht. „Biomasse wird mit bis zu 40 Prozent gefördert“, sagte er. Werde die Heizanlage ausgetauscht, läge hier Potenzial.
Um im Zeitplan zu bleiben, sollte April, spätestens Mai, mit den Ausschreibungen begonnen werden, sagte Füssinger. Die Einbaumaßnahme selbst ist für August konzipiert, „so könnten die Sommerferien dazu genutzt werden.“
Norbert Führer bestätigte den zeitlichen Ablauf des Planers und bat darum, die Leistungsverzeichnisse für die Ausschreibungen schnell auf den Weg zu bringen. „Wir sollten Gas geben“, sagte er, um für den Einbau die unterrichtsfreie Zeit nutzen zu können.
Das sah auch Ratsmitglied Ludwig Schweinberger so. Kernbohrungen von bis zu 40 Zentimeter Durchmesser, das mache die Sache schon „ganz schön unfreundlich“, schloss er.
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