Bei Oliver Polak geht Comedy über die Schmerzgrenze
Oliver Polak ist bei seinen Gags nicht einmal der KZ-Aufenthalt seines Vaters heilig. Doch es gibt auch Lichtblicke beim Auftritt im Ulmer Roxy.
Oliver Polak ging bei Komiker-Fans ein guter Ruf voraus, hatte er doch mit seinen Auftritten in Fernsehshows viele Fans gewonnen und für seine Moderation der Late-Night-Show „Applaus und Raus“ den Grimme-Preis bekommen. Ein Jury-Mitglied stimmte damals allerdings dagegen, weil in der Sendung das behindertenfeindliche Hashtag „#GastoderSpast“ verwendet wurde. Unumstritten sind seine Auftritte also nicht und auch bei seiner Show am Donnerstagabend im Studio des Ulmer Roxys blieb mehr als ein fader Beigeschmack zurück, kam Polak über die Rolle des Comedian, der seine giftigen Pfeile in zig Richtungen schießt, kaum hinaus. Dass Polak unterhalten kann, zeigte er zwischendurch durchaus. Am Schluss wurde er sogar ernst, als er erklärte, dass die Behinderten „eigentlich wir“ sind und „die Terroristen auch wir“. Als Beispiel führte er an: „Wir kaufen Handys in China, die dort in Getto-Firmen hergestellt werden. Wir sind Konsum- und Fortschrittsterroristen. Die sich für am aufgeklärtesten halten, sind oft die Unaufgeklärtesten. Die sollen mal innehalten, mal still sein, einfach mal nichts sein wollen.“ Hier war Polak ganz groß.
Oliver Polak im Ulmer Roxy: Es geht um Geschlechtsteile und Hitler
Es war wohltuend, nicht mit einem flachen Witz das Roxy verlassen zu müssen. Der Auftritt des Norddeutschen hatte unerwartet begonnen. Der bärtige Lockenkopf, der sich selbst als „das kaputte Schwein“ aus Berlin bezeichnet, das zu dick geworden sei, tanzte unter Konfettiregen auf die Bühne. Dann befragte er anzüglich Besucher nach deren Liebesverhältnissen, erhielt aber nur eher unwillig Antworten, was die Stimmung nicht hob. Aber Polak ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Und dann legte er los. Ein Hauptthema war bei ihm alles Sexistische, wobei der 42-Jährige, der 2006 am Hodenkrebs erkrankt war und 2014 zur Behandlung seiner Depressionen längere Zeit in einer Klinik zugebracht hatte, größten Spaß daran hatte, über Geschlechtsteile zu ulken.
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