Beklemmender Blick auf eine zynische Epoche
Ensemble überzeugt im Donauschwäbischen Zentralmuseum mit Stück über den Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg war der wahre Sündenfall. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte wurde so seriell getötet, nie zuvor kochte der Hass so hoch. Der Erste Weltkrieg als Urphänomen folgender Katastrophen ist ein bis heute schockierender Wendepunkt in der Geschichte Europas. Die Verarbeitung durch Kunst und Literatur erfolgte vielfältig. Wenigen gelang allerdings eine so klare und gültige Sichtung der Ereignisse von 1914 bis 1918 wie Karl Kraus, der in seinem epischen Werk „Die letzten Tage der Menschheit“ aus Zitaten, Quellen und Tagebuchauszügen ein Kaleidoskop jener persönlichen Unzulänglichkeiten, staatstragenden Eitelkeiten und schattenhaften Wirtschaftsinteressen formte, die den Ersten Weltkrieg überhaupt möglich machten. Als unaufführbar galt dieses Werk von Karl Kraus, sperrig, unangenehm. Das Wiener „Teatro Caprile“ wagte eine theatrale, tänzerische und performative Annäherung an dieses sperrige Werk. Unangenehm bleibt dieser Themenkomplex auch in der von Andreas Kosek eingerichteten Theateraufführung. Gut so. Katharina Grabher, Sandra Högl, Andreas Kosek und Christian Schiesser bilden Kraus’ collageartige, dabei ungemein intensive Materialsammlung ab – atemlos, vielschichtig, oftmals beklemmend. Man entkommt der Brisanz, die sich auch in heutigem Kriegsgeschehen spiegelt, nicht.
Der Zynismus, mit dem sich die Staatsoberhäupter der Sterbewilligkeit ihrer patriotisch durchfärbten Untertanen versicherten, bildete das vierköpfige Schauspielerensemble mit allen Facetten des Alltags ab – von der Zeitungsglosse über (dokumentarische) Gespräche oder auch die Korrespondenzen der k. u. k. Botschafter aus dem Jahre 1914.
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