Bluestage: Ein Stück Mississippi an der Donau
Seit 25 Jahren gibt es die Bluestage im Charivari. Zahlreiche internationale Künstler haben seitdem in der kleinen Begegnungsstätte gespielt. Wie es die Organisatoren schafften, ein Festival ohne Zuschüsse zu etablieren.
Bereits das erste Festival hatte einen Riesenzulauf und in der Bluesszene sprach sich schnell herum, was für ein begeisterungsfähiges Publikum im Charivari-Gewölbe anzutreffen ist. So gaben sich (fast) jedes Jahr zweimal angesagte Musiker bei den Bluestagen die Klinke in die Hand, manche starteten danach eine internationale Karriere: Die serbische Gitarristin und Sängerin Ana Popovic beispielsweise. Sie ist heute in den Staaten ein Star, hatte mit der Blueslegende B.B. King gemeinsame Auftritte und begeisterte letztes Jahr im Ulmer Zelt das Publikum mit ihren atemberaubenden Soli.
Hinter den Erfolgen der Ulmer Bluestage stehen bis heute harte Arbeit und hoch engagierte ehrenamtliche Helfer. Denn diese arbeiten bis heute ohne Salär, aus reiner Freude an der Musik. „Sonst hätten wir einpacken können“, sagt der heutige Leiter und Amtsnachfolger von Weber im Charivari, Frank Schreiber, der auch ehrenamtlich von Anfang an bei den Konzertprojekten anpackte und sich selbst einen formidablen Ruf am Mischpult erarbeitete, was in diesen verwinkelten Räumlichkeiten der Kasematten eine Herausforderung ist. Der Sozialpädagoge ist dankbar, dass sein früherer Chef auch heute noch im Ruhestand mithilft, wo es nur geht: Ob es die Öffentlichkeitsarbeit oder die Plakate sind, diese und viele andere Arbeiten halten den 72-Jährigen sichtbar jung und fit. Schreiber und Weber betonen immer wieder, dass ohne ehrenamtliches Engagement nichts im Charivari gehen würde, weil die Stadt bereits kurz nach der Gründung der Bluestage die kulturellen Zuschüsse allgemein und fürs Charivari insbesondere gekürzt hatte. Da es sich um eine städtische Einrichtung handelt, konnte auch nicht um Spenden geworben oder ein Förderverein gegründet werden, sagt Weber: „Wir sind stolz darauf, alles in den 25 Jahren aus den Einnahmen finanziert zu haben.“ Die kommen freilich nur dann, wenn man das richtige Händchen bei der Auswahl der Künstler hat. Aber was heißt Auswahl. Die Termine mussten mit den Tourneen der Künstler abgesprochen werden, die meistens auf ihre sonst übliche Gage für einen Gig in Ulm verzichten und sich dafür unter der Obhut von Weber und Schreiber mit gutem Essen („Wir kochen gut“) und bester Gastfreundschaft verwöhnen lassen.
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