Der Zettelsammler
Wigald Boning archiviert, was andere wegwerfen – und entdeckt dabei Erstaunliches
Es gibt wohl kaum etwas, das nicht zu banal wäre, als dass Wigald Boning nicht ein abendfüllendes Thema daraus machen könnte. Selbst über weggeworfene Einkaufszettel kann der Komiker eineinhalb Stunden lang referieren – so geschehen nun im Ulmer Roxy. Boning, der in den 1990er-Jahren an der Seite von Olli Dittrich mit der Comedyshow „RTL Samstag Nacht“ einem Millionenpublikum bekannt wurde, sammelt solche Notizen seit 17 Jahren. Auf der Suche nach den begehrten Sammlerstücken schrecke er auch nicht davor zurück, in Abfallkörben vor Supermärkten zu wühlen – was ihm in Köln schon einmal ein Hausverbot einbrachte.
Boning geben die Zettel bisweilen sogar intime Einblicke in das Leben ihrer Verfasser. So würden die Erinnerungen an den Kauf von Schlaf- und Nerventee, offenem Schwarztee und einem Dutzend Packungen Babybrei ein eindeutiges Indiz dafür sein, dass diese von einer hoffnungslos überforderten jungen Mutter aufgeschrieben wurden: „Diese Frau ist total fertig“, lautet seine These. Sie habe offenbar ein sehr hungriges Kind. Und weil dieses nicht schlafen könne, habe sie zudem Schlaf- und Nerventee gekauft. Um am nächsten Morgen wieder auf Touren zu kommen, habe sie sich dann auch gleich noch starken Schwarztee besorgt. Fachkenntnis und Erfahrung brauche der Sammler, wenn er versuche, die Bedeutungen verschlüsselter Notizen voller Rechtschreibfehler zu ergründen: So wird aus „Foizeug“ ein Feuerzeug, „Serwiten“ entpuppen sich als Servietten. „Aber was ein Paprikahaifisch sein soll, weiß ich auch nach vielen Jahren noch nicht“, sagte Boning. Ungelöst sei für ihn auch die rätselhafte Botschaft „Vier Spritzer für Claudia“.
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