Das Christkind kauft im Internet
Schlechte Zeiten für Einzelhändler: Einkauf per Mausklick macht den Geschäften der Region zu schaffen
Von Oliver Helmstädter
Ulm/Landkreis Die Einzelhändler der Region stehen unter immer höherem Druck. Die Konkurrenz durch das Internet lässt bereits erste Händler in die Knie gehen. „Wir Kleinen sind die ersten, die aufgeben müssen“, sagt etwa Tillo Beer, der Geschäftsführer von „Äquator“, einem Outdoor- und Trekkingspezialisten aus Ulm. Der Trend gehe leider zu einigen wenigen „Mono-Stores“ der Hersteller sowie dem Onlinegeschäft. Auch Heinz Merk, Seniorchef des Weißenhorner Elektronikgeschäfts in der Hauptstraße gibt freimütig zu, dass die Konkurrenz der Branchenriesen sowie billiger Internetangebote ihm letztlich keine Alternative zur Schließung seiner Verkaufsstelle ließ. Ende des Jahres ist Schluss mit „Weißer Ware“ aus Weißenhorn. Der Handel wandelt sich in Stadt und Land. Doch kaum ein Einzelhändler in Ulm oder Neu-Ulm ist bereit, öffentlich über Umsatzeinbußen im so wichtigen Weihnachtsgeschäft zu sprechen. Dass die Einbrüche aber real sind, ist klar: der Internethandel macht nach Angaben des Handelsverbandes Bayern (HBE) etwa zehn Prozent des Umsatzes aus. Im Textilbereich sollen es bereits etwa 20 Prozent sein – mit vier Prozent jährlichem Wachstum. Jüngere Kunden geben laut der Fachzeitschrift Der Handel etwa 30 Prozent ihres Weihnachtsbudgets online aus. Jens Gramer, Vorstandsmitglied der Ulmer City Werbegemeinschaft sowie Geschäftsführer des Skate- und Snowboardladens „Fifty Eight“ ist einer der wenigen Händler, die offen von dramatischen Veränderungen sprechen. Im Boardsportbereich sei der Umsatz im stationären Handel branchenweit um 30 bis 40 Prozent zusammengebrochen. Ganz so schlimm sei es im „Fifty Eight“ noch nicht, doch die Rückgänge seien deutlich. „Die Kunden kommen zu uns in den Laden, lassen sich beraten und bestellen dann oft mit dem Smartphone vor der Tür woanders.“ Weil’s bei Amazon, Zalando, Planet-Sports und Co. oft billiger ist. Was dabei Jens Gramer besonders sauer aufstößt: Viele der großen bekannten Onlineshops würden Jahr für Jahr Millionenverluste einfahren, weil sich die Investoren dahinter aggressiv Marktanteile sichern wollen um später vielleicht das große Geld zu machen. Unere Zeitung erreichten zudem Informationen von inhabergeführten Einzelhändlern, die über massive Probleme klagen. Doch in der Öffentlichkeit schlecht dastehen wolle niemand. Offensichtlich ist, dass in vielen Ulmer und Neu-Ulmer Geschäften unter der Woche gähnende Leere herrscht. Die Online-Shop-Blase könnten platzen Henning Krone, dem Manager des Ulmer City Marketings, sind Klagen über den „Beratungsklau“ aus der täglichen Arbeit freilich bekannt. „Das kann schon frustrierend sein.“ Doch noch sei der Ulmer Handel gut aufgestellt, wie berichtet, verliefen die ersten beiden Adventswochenenden laut einer Umfrage der Ulmer City Marketing nicht schlecht. Und aus Sicht von Krone könnte die Online-Shop-Blase bald zum platzen kommen. Mit einer Rücklaufquote von annähernd 70 Prozent und winzigen Gewinnmargen könne dauerhaft nicht gearbeitet werden. Der stationäre Handel sucht seinen Heil im Service und mit Methoden der Kundenbindung. So baute Jens Gramer um seinen Laden etwa eine regelrechte Community auf: es werden etwa Ausfahrten sowie Skate- sowie Snowboardkurse angeboten. Und „Fifty Eight“ ist längst Szenetreff mit angeschlossener Bar. Nicht aufzuhalten ist der Trend zu immer mehr Internetshopping aus Sicht von Bernd Deuter, dem Marketingchef der Reischmann-Gruppe, die vor etwa einem halben Jahr das Modehaus Walz in der Ulmer Fußgängerzone übernahm. Nur wer seinem Kunden einen Mehrwert gegenüber der anonymen Internetbestellerei anbiete, könne überleben. „Wir werfen Erlebnis und Beratung in die Waagschale.“ 47 Beschäftigte der Reischmann-Gruppe seien allein damit beauftragt, als Dekorateure und Innenraumgestalter für Atmosphäre in den Geschäften zu sorgen. Dazu kommen Events wie „Winterwunderzeit“ um den Einkauf unvergesslich werden zu lassen.
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