Das Innenleben einer Ehe
Bei Henrik Ibsens „Nora“ im Podium setzen vor allem die Schauspieler Akzente.
Eine Szene aus einer normalen Ehe scheint sich abzuspielen zu Beginn von „Nora oder ein Puppenheim“, dem bekanntesten Drama des norwegischen Naturalisten Henrik Ibsen (1828-1906), das nun im Podium des Theaters Ulm Premiere feierte. Doch die Fassade bekommt schnell Risse, denn zwischen den beiden Eheleuten (Renate Steinle und Gunther Nickles) steht ein Geheimnis, das Nora ihrer Freundin Christine offenbart: Vor Jahren hat sie heimlich einen Kredit aufgenommen, um ihrem schwerkranken Mann eine Kur im Süden zu finanzieren. Dafür fälschte sie damals die Unterschrift ihres Vaters. Nächtelang hat die Frau gearbeitet, um die Schulden abzuzahlen, doch nun droht der Betrug aufzufliegen: Denn der zwielichtige Krogstadt, von dem sie einst das Geld bekam, hat mittlerweile einen kleinen Posten in der Bank ihres Mannes. Als der Krogstadt hinauswerfen will, erpresst dieser Nora. Damit setzt er eine Entwicklung in Gang, die zurzeit der Uraufführung 1879 so unerhört war, dass Ibsen sogar einen abgemilderten Schluss verfassen musste: Denn aus der behüteten Bewohnerin eines Puppenhauses wird am Ende eine moderne Frau, die nach ihrem Platz in der männlich dominierten Welt fragt. „Nora“ ist ein Stück über Bürgerlichkeit und Ehre, über Ehe und Liebe, aber auch eine Abrechnung mit der Gesellschaft. Freilich mit einer, die sich seit Ibsens Tagen verändert hat. Eine Herausforderung für die Inszenierung von Nilufar K. Münzing, die die Schauspieler in historisch inspirierter Garderobe agieren lässt, aber in einer modern-minimalistischen Umgebung (Raum und Kostüme: Britta Lammers). Dem in den ersten beiden Akten etwas länglichen Fluss der Dialoge Ibsens setzt sie einzelne Momente der Verfremdung entgegen, so eine surreale Traumszene, in der sich die Ängste Noras entladen.
Auch die Nebendarsteller überzeugen
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