Ein Ehepaar auf Rachetrip
Das Theater Neu-Ulm zeigt "Der Abstecher" von Martin Walser. Warum das Stück trotz dramaturgischer Schwächen sehenswert ist.
34 Jahre alt war Martin Walser bei der Uraufführung seines Debüt-Bühnenstücks „Der Abstecher“ an den Münchner Kammerspielen, an denen damals Horst Tappert und Antje Weisgerber engagiert waren. Beide waren Anfang der 60er Jahre bereits bekannte Schauspieler, die von den Kritikern in den Rollen des Managers Hubert und der Café-Bedienung Frida allerdings als Fehlbesetzungen eingestuft wurden. Dass „bei Walser der Lust am Fabulieren nicht immer die Kraft zum Konstruieren entspricht“, schrieb ein Kritiker nach der Premiere. Als „bescheidene Anekdote“ wertete ein anderer die groteske Komödie, die nun – 55 Jahre später – das Theater Neu-Ulm auf die Bühne bringt.
Frida, die Kellnerin, die von ihrem Hamburger Geliebten verlassen wurde, heiratet den Lokomotivführer Erich, den Prototyp eines nach Bestätigung suchenden Losers. Als Typ ist auch Hubert, der Manager gezeichnet, der sich für Frida nicht von seiner Frau scheiden ließ, jetzt – vier Jahre nach dem Ende seines Seitensprungs mit der Bedienung – aber auf einer beruflichen Fahrt von Hamburg nach München in Ulm Station machen will, um, so hofft er, wieder einmal mit Frida ins Bett gehen zu können. Doch Frida hat sich schwer verändert. Fantasievoll erzählt sie Hubert, wie sie ihren Mann Erich umgebracht hat. Doch dann taucht Erich auf – und gemeinsam übt das Ehepaar sadistische Rache an Hubert, den man auf eine Art elektrischen Stuhl setzt, mit den Füßen im Wasser. Man spielt Justiz, ein böses Spiel, das vielleicht tödlich enden würde, wäre da nicht das Problem, dass Frida ihren Mann Erich ebenso hasst wie den Verflossenen Hubert. Frida sieht sich als die Verliererin in der Welt der Männer – und spielt im dritten Bild keine Rolle mehr, als Manager und Lokomotivführer alkohol- und redselig bis zum Morgen durch die Kneipen Ulms ziehen – solange, bis Huberts Fahrer mit dem Wagen für die Weiterfahrt nach München wartet.
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