Ein Feuerwerk in schwäbischer Tristesse: Florian Schröders neuer Roman
Plus Der Ulmer Künstler Florian Schröder präsentiert seinen zweiten Roman "Ein Guter hälts aus". Eine herzlich-boshafter Blick auf die Alb und auf Ulm.
Heimatliebe klingt anders: „Hier kennt der Lokalpatriotismus keine Grenzen, allerdings auch keinen Grund“, denkt sich Michael Berger, als er mit seinem Auto durch Ulms Straßen kreuzt. Er ist 38 Jahre alt. Single. Schriftsteller. Und auf der Flucht. Sein Verlag sitzt ihm im Nacken, denn ihm fehlt eine zündende Ideen für ein neues Werk. Deshalb flieht Berger in seine Heimat nach Schwaben, um sich von Weihnachten bis Silvester ins neue Jahr zu retten. Dort, bei Mama und Papa auf der Alb, fühlt sich jeder Tag an, „als wäre das ganze Leben ein einziger Gang zum Finanzamt“. Freudlos, sparsam, schwäbisch. Vielleicht ist dieser Berger so ein Typus Schriftsteller wie der Mann, der diese Geschichte erzählt. Florian Schröder tanzt im Ulmer Kulturbetrieb auf vielen Hochzeiten: Er ist Fotograf, Regisseur, Frontmann der Synthie-Pop-Band „Opus Leopard“, er entwirft Kleidungsstücke und Spielzeug. Jetzt ist Schröders zweiter Roman erschienen. „Ein Guter hälts aus“ ist eine vergiftete Liebeserklärung an die Alb und Ulm. Ein Werk für alle, die Schwaben so sehr hassen wie lieben und jene, die das Land und Volk kennenlernen wollen.
Der Ulmer Florian Schröder präsentiert seinen zweiten Roman
Das Hörbuch zum Roman spricht der Autor selbst. Pädagogisch wie ein Bernhard Grzimek, der das Leben der Schimpansen erklärt, aber auch ungerührt wie die Stimme aus dem Auto-Navigationsgerät – so taucht Schröder in die Gedankenwelt des Michael Berger. Das irritiert beim ersten Hören, ist aber konsequent; schließlich ist Berger der Ethnologe, der sich durch den heimischen Sumpf und Dorf-Dschungel arbeitet, wie ein Tourguide für den Leser. Doch hier und da hört man den Autor kichern. Besonders lustig wirds, wenn er in säuselnder Falsettlage eine Frauenstimme imitiert oder in der Figurenrede schwäbelt.
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