Ein Herz aus Gold
Im Podium des Ulmer Theaters wird das „Rumpelstilzchen“ zu einem eigentlich ganz netten Typen. Aber ist das denn auch die richtige Umdeutung des Märchens?
„Wird der Frosch nicht gleich zum König, war es wohl ein Kuss zu wenig.“ Stammt das aus dem „Froschkönig“? Nein, natürlich nicht. Der freche Spruch ist eine neuzeitliche Deutung. Märchen dürften sich zu allen Zeiten verändert haben: Sie wurden angepasst an das, was man jeweils – gern auch mit erhobenem Zeigefinger – sagen wollte, und sie wurden so von Geschichten der Erwachsenen zu entschärften und moralisierenden oder warnenden Kindergeschichten. „Märchenretter“ müssen her, dachte sich Eva Ellerkamp vom integrativen Heyoka-Theater und fand in Martin Borowski vom Jungen Forum des Theaters Ulm einen idealen Partner für eine ungewöhnliche „Rumpelstilzchen“-Interpretation im Podium.
Die Brüder Grimm tilgten und verharmlosten so manche erotische oder grausame Stelle aus Märchen; aus der Mutter in „Hänsel und Gretel“ wurde eine Stiefmutter, weil es unzumutbar klang, dass Mütter ihre Kinder verstoßen könnten. Auch das Märchen „Rumpelstilzchen“ dürfte einen langen Entwicklungsweg gegangen sein und hat zahlreiche Deutungen erfahren. Gibt es die „richtige“ Interpretation? Die Schauspieler des Heyoka-Theaters widmen sich einer Lesart, in der Rumpelstilzchen kein übler Choleriker ist, sondern ein Helfer, der möglicherweise deshalb Stroh zu Gold spinnen kann, weil er selbst ein Herz aus Gold hat: Das Motiv für das Jahrtausende alte Bild vom geforderten Erstgeborenen ist hier die Sehnsucht des Einsamen danach, ein lebendiges Kind zu haben.
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