Ein Konzert im Wechselbad der Gefühle
Gisbert zu Knyphausen begeistert das Publikum mit sehr persönlichen Texten, zarten Balladen und hartem Rock.
Seine Familie geht auf den ostfriesischen Uradel zurück: Gisbert zu Knyphausen, vollständig Gisbert Wilhelm Enno Freiherr zu Innhausen und Knyphausen, dürfte einer der ungewöhnlichsten Gäste in der diesjährigen Saison des Ulmer Zelts gewesen sein. Die Musik des 39-Jährigen bewegt sich immer jenseits eines schmalen Grats. Auf der einen Seite gibt es Balladen mit fast ausschließlich deutschen Texten, zart, melancholisch, ehrlich und voll Herzschmerz, auf der anderen Seite steht mit Bandleader Jean-Michel Tourette harter Rock, der die Ohren wegbläst. Leise und laut. Voller Gefühlsgegensätze.
Eines der schönsten Lieder, bejubelt vom Publikum: „Kommen und gehen“ aus dem neuen Album „Das Licht dieser Welt“, das den größten Teil des Abends im Zelt ausmachte. Die Ballade ist die Bitte eines Greises, sich zu ihm zu setzen, denn Zeit zu haben sei der Preis für 90 Jahre Leben. Das Lied spricht vom Geborenwerden und vom Sterben, auch vom völlig unzeitigen, von einem Baby, das tot zur Welt kommt. Gisbert zu Knyphausen hat beim Singen meist die Augen geschlossen, er spricht wenig, entschuldigt sich sogar beim Publikum dafür. Der Hesse aus Eltville lässt seine Lieder erzählen, und die sind oft sehr persönlich – nur leiden die mit harten Rock untermalten Texte an Verständlichkeit. Erstaunlich: Gisbert zu Knyphausens Lyrik hat deutliche Anklänge an die Dichtung vergangener Jahrhunderte. Sie klingt nach der Epoche der Romantik, zitiert poetisch-philosophische Gedanken toter Dichter von den Brüdern Grimm bis zu Bert Brecht – und spricht doch ein junges Publikum an. „Etwas Bessres als den Tod finden wir überall“ ist so ein Lied, dem im Oktober 2012 überraschend verstorbenen musikalischen Partner von Gisbert zu Knyphausen, Nils Koppruch, gewidmet. „Komm’ denk nicht nach, leg’ einfach los, fang’ endlich an zu singen. Der Tod kommt früh genug, aber noch sind wir nicht da“, fasst die Trauer um den Freund in Worte.
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