Gnadenloses Vergessen
Durch die Demenz der Mutter wird der sonntägliche Besuch im Pflegeheim zum sich immer wiederholenden Ritual
Auf der Bühne bleibt es dunkel, auch im Saal des Wolfgang-Eychmüller-Hauses gehen die Lichter nicht an. Es herrscht in der Dunkelheit beklemmende Stille. Dann rühren sich zaghaft die Hände der Besucher zum Beifall. Nichts könnte die Betroffenheit der Besucher mehr zum Ausdruck bringen als diese Zäsur des Schweigens. Sie gilt dem Stück des holländischen Autors Joop Admiraal „Du bist doch meine Mutter“, eine Produktion des Das-Theaters Köln. Es greift ein Thema auf, das in vielen Menschen Ängste auslöst: Demenz. Werde ich im Alter auch in die Welt des Vergessens versinken? Wie werden meine Angehörigen damit umgehen?
Mit Behutsamkeit nähert sich Regisseur Bernd Rieser dem Thema. Es ist ein Ein-Personen-Stück. Gisela Nohl ist in einer Doppelrolle zu sehen, sie spielt die Tochter, die jeden Sonntag ihre an Demenz erkrankte Mutter im Pflegeheim besucht. Es ist ein Ritual, das sich jede Woche wiederholt. Und auch der Umgang zwischen Mutter und Tochter hat rituelle Gepflogenheiten. „Komm, Mutter, zieh dich an, wir gehen ein bisschen spazieren.“ Die Mutter sagt, es wird kalt draußen sein und zieht sich eine Jacke an. Doch die ist dann doch zu warm. Die Mutter will jetzt eine Strickjacke. Die Tochter weiß im Voraus, wie sich der Besuch entwickeln wird. Die Mutter, deren Gedächtnis in nicht vorhersehbaren Schüben partiell zurückkehrt, versetzt bisweilen die Tochter in Erstaunen. Und doch weiß sie, dass dieses Aufflackern des früher Erlebten nicht von Dauer sein wird. Der Nebel, der das Erinnerungsvermögen umhüllt, wird zurückkehren.
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