Headhunter jagen jetzt schon Heizungsbau-Monteure
Dem Handwerk geht es weiterhin prächtig, doch beim Personal ist die Not groß. Was die Handwerkskammer Ulm dagegen tut.
Nur jeder fünfte Handwerksbetrieb im Gebiet der Handwerkskammer Ulm hat 2018 problemlos neue Mitarbeiter gefunden, 40 Prozent der Firmen suchten vergeblich. Diese Zahlen hat die Kammer am Freitag vorgestellt. Kämpfen müssen die meisten Unternehmen nicht um Aufträge – sondern um ihr Personal. „Man muss ein guter Arbeitgeber sein, um zu überleben“, sagt Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Kammer. Ein Lösungsversuch ist die Personalberatung, die die mehr als 19000 Betriebe seit März 2018 unterstützt. Knapp 300 erreichte Unternehmen zählt Mehlich. Damit sei er „sehr, sehr zufrieden.“ Was die Beratung so wichtig macht: Zwei Drittel der Mitarbeiter verlassen die Betriebe im Lauf der Zeit. Dabei geht es Studien zufolge weniger ums Geld, sondern vor allem um fehlende Wahrnehmung, Ärger mit Vorgesetzten, die eigene Aufgabe und andere soziale Gründe. „Der Mensch ist nicht so dumm, dass er nur dem Geld nachläuft“, kommentiert Mehlich.
Der Hauptgeschäftsführer spart nicht mit Kritik am System: Zwar entscheiden sich inzwischen rund 15 Prozent der Abiturienten im Kammergebiet, das fünf Landkreise zwischen Jagst und Bodensee umfasst, für eine Ausbildung im Handwerk. Doch der Trend zu den Universitäten und Hochschulen ist ungebrochen – und 35 bis 40 Prozent der jungen Männer und Frauen brechen Mehlich zufolge ihr Studium wieder ab. „Ich würde mich schämen, wenn ich solche Zahlen präsentieren müsste“, sagt er. „Aber ein staatliches System schämt sich nicht.“ Die Handwerkskammer versucht, Abbrecher zu gewinnen. „Wir wollen keinen zum Handwerker machen, der keiner ist. Aber wir sollten auch keinen zum Historiker machen, der keiner ist“, betont Mehlich.
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