Heitere Heilige in der schwäbischen Hölle
Die Flammen schlagen hoch. Im Höllenfeuer sitzen Heilige - Sünder, denen kein Härchen gekrümmt wird, wie die Frisuren und Bärte der Gepeinigten bezeugen. Die höllischen Gesichter der schürhakenbewaffneten Teufel sind sorgenvoller als die der geplagten Höllenbewohner. Kein Wunder. Die Szene ist in der schwäbischen Hölle der romanischen Kirche "St. Martin" in Filzingen zu sehen und steht in ihrer menschlichen Darstellung bayerischen Himmelshoffnungen in nichts nach.
Die höllische Szene war eine der ernsthaft-heiteren Entdeckungen der "Kirchenfahrt", welche das Bildungszentrum des Kloster Roggenburg vor Kurzem veranstaltet hat. 70 Interessierte machten sich mit dem Pfaffenhofener Kirchenmaler und Kunstexperten Johannes Riggenmann und Roggenburgs Organisten Pater Stefan Kling auf eine von Orgelmusik untermalte Fahrt zu den Kirchen in Roggenburg, Filzingen, Reutti, Neu-Ulm und Witzighausen. Kirchenführer und Kirchenmusiker machten die Fahrt zu einer spannenden Reise durch die Kunst- und Musikgeschichte.
So konnte man außer der schwäbischen Hölle in Filzingen im weltbekannten Flügelaltar in der Kirche "St. Margaretha" in Reutti einen Heiligen entdecken, der sich samt seiner prall gefüllten Geldschatulle dreist unter die zwölf Apostel gemischt hat. Es handelt sich dabei um den wohlhabenden Ulmer Geschäftsmann Paul Roth, der den Altar seinerzeit gestiftet hat und sich dafür in illustrem Kreise verewigen ließ. Über Baustile gab es viel zu sehen: Romanik in "St. Martin" in Filzingen, Gotik in "St. Margaretha" in Reutti, Expressionismus in "St. Johannes-Baptist" in Neu-Ulm, Barock in "Mariä Geburt" in Witzighausen und Rokoko in "Maria Himmelfahrt" in Roggenburg. Riggenmann erläuterte die Eigenarten der Epochen anhand von Fresken, Ornamenten, Kirchenmalerei, Chorbögen, Glockenstühlen, Gewölben, Spitzbögen, Kirchenfenstern, Bemalungen, Säulen, Altären, Heiligenfiguren, Kanzeln, Türmen und Tabernakeln. Nicht immer waren es die Kirchenvertreter, die von den Künstlern verewigt wurden. So zeugt ein Portrait des Kellmünzer Kunstmäzens Ernst von Rechberg in der Filzinger Kirche von dessen mutigem Vorgehen in einem Prozess gegen den damaligen Pfarrer von Illereichen, der im Jahre 1594 aus Angst vor der Pest den Filzinger Gläubigen den Kirchenbesuch verbieten wollte.
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