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Foto: Alexander Kaya
Foto: Alexander Kaya

Der Hinweis an der Haltestelle Botanischer Garten „Höchste Straßenbahn-Haltestelle in Deutschland (617 m)“ stammt nicht von der der SWU Verkehr. Der Autor ist aber gut informiert. Tatsächlich liegt besagte Haltestelle laut Plan auf 617,8 Metern über Normalnull.

Ulm
15.01.2019

Hoch, höher, Ulm: Noch ein Höhenrekord für die Stadt

Von Oliver Helmstädter

Ulm hat nicht nur den höchsten Kirchturm der Welt, sondern auch eine Extrem-Tramhaltestelle wie keine andere Stadt. Und hält einen weiteren „Titel“.

Auf 617,8 Höhenmetern liegt die Straßenbahnhaltestelle am Botanischen Garten. Und ist damit laut einem dort angebrachten Schild die höchstgelegene in Deutschland. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) als Betreiber der Linie haben die einlaminierte Folie dort allerdings nicht angebracht, wie ein Nachfrage ergibt. Doch die Höhenangabe von 618,7 Metern sei „absolut korrekt“, wie Bernd Jünke von der Pressestelle sagt. Ob die Haltestelle tatsächlich den deutschen Höhenrekord für sich beanspruchen kann, lasse sich aber aus Sicht der SWU nicht sagen oder gar beweisen. Auch eine Anfrage beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen führt nicht weiter. „Leider erfassen wir keine derartigen Rekorde“, sagt Pressesprecherin Rahime Algan.

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Die Chancen stehen aber nicht schlecht, dass Ulm tatsächlich den Rekord für sich beanspruchen kann: In Frage kommende Straßenbahnstädte wie Stuttgart, München, Augsburg, Freiburg oder Nürnberg können nicht mit einem derartigen hohen Punkt auf dem Stadtgebiet glänzen.

Auch kann Ulm – entgegen einer weit verbreiteten Behauptung – nicht für sich reklamieren, dass seine Straßenbahnen die steilsten Schienenabschnitte im Land erklimmen. Städte wie Mainz (9,5 Prozent Steigung), Remscheid (10,8 Prozent) und Neunkirchen/Saar (elf Prozent) haben laut einem Eintrag bei Wikipedia steilere Strecken zu überwinden. Der steilste Gleisabschnitt in Ulm führt nicht auf der neuen Linie 2 zur womöglich höchstgelegenen Haltestelle der Republik. Ebenso wenig wird beim steilsten Anstieg die Böfinger Steige oder der Kuhberg passiert: Selbst zur Überraschung von SWU-Mann Jünke liegt der steilste Abschnitt der Ulmer Straßenbahnlinien bei der Ehinger-Tor-Unterführung. In der Fahrtrichtung Ehinger Tor betrage die Steigung 8,4 Prozent (genau: 8,376). Rang zwei unter den „Rampen“ belegt die Passage der Linie 1 in Böfingen bei der Haltestelle Alfred-Delp-Weg, dort sind es rund 7,7 Prozent. Im Streckenverlauf der neuen Linie 2 teilen sich zwei Abschnitte den Spitzenplatz: Zwischen Lehrer Tal und Multscher-Schule sind 7,58 Prozent zu erklimmen, und die südliche Auffahrt zur Kienlesbergbrücke beim SWU-Gebäude steht mit 7,55 Prozent Steigung nur eine Winzigkeit zurück.

Einen anderen Rekord ist das Ulmer Straßenbahnnetz schon seit der Wiedervereinigung los: Bis 1990 war in Ulm das kleinste Straßenbahnnetz der BRD beheimatet. Der kleinste Straßenbahnbetrieb im wiedervereinigten Land ist nun in Naumburg auf 2,9 Kilometer Schienen unterwegs. Ulm war und ist dagegen mit inzwischen fast 20 Kilometern und den gut fünf Kilometern der Line 1 vor der Verlängerung gen Böfingen fast ein Riese.

Was Ulm bleibt ist die wohl höchste Halterstelle Deutschlands. Und der „Titel“ als die technisch anspruchsvollste Strecke: „Wirklich einzigartig“ ist laut SWU-Sprecher Jünke die Fahrleitungskompensationsanlage, die sich im Bereich der Wissenschaftsstadt über eine Länge von 2,5 Kilometern erstreckt. Diese dämpfende Anlage schützt die zahlreichen Forschungseinrichtungen vor elektromagnetischen Feldern, die die vorbeifahrende Straßenbahn erzeugt.

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