
Ein neues Wohnviertel entsteht

Die Bagger sind schon da: 120 Wohnungen am Rande der Innenstadt werden gebaut
Ulm Die Abrissarbeiten der ehemaligen „Schwabengarage“ sind abgeschlossen, der Weg frei für die wohl größte innerstädtische Baustelle am Fuße des Michelsbergs direkt an den Bahngleisen. Offiziell wurde mit dem Bau der ersten drei von insgesamt neun Wohngebäuden begonnen. Die restlichen sechs Gebäude sollen in zwei weiteren Etappen folgen.
Für über 85 Prozent der Wohnungen des ersten Bauabschnitts konnten bereits in den ersten vier Monaten seit Vertriebsbeginn neue Eigentümer gefunden werden. Umgesetzt wird das Vorhaben nahe des Zentrums von Ulm von der RI Immobilien GmbH & Co KG, einer Projektgesellschaft der Rhomberg Bau (Bregenz) und der Immobilien-Werkstatt aus Ulm. Die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für Winter 2016 vorgesehen.
Es war ein langer Weg zum Spatenstich: Jahrzehnte verkaufte der Fordhändler „Schwabengarage“ an der Marchtalerstraße, direkt an der Bahntrasse Ulm/Aalen, Autos. Bis die Firma den Betrieb Ende September 2008 nach Neu-Ulm verlegte. Seitdem gammelte das Gelände vor sich hin. Bereits direkt nach dem Abzug der Schwabengarage hätten dort Wohnungen entstehen sollen, doch nachdem sich der Grundstücksbesitzer mit der Stadt Ulm aber nicht über den Preis einigen konnte, schlug der Discounter Aldi zu. Dem wiederum schob die Stadtverwaltung einen Riegel vor, sodass der jetzige Besitzer, die Firma Immobilienwerkstatt, wieder die Pläne der Wohnbebauung ausgrub.
Der Bau eines Discounters hätte nach Ansicht der Ulmer Stadtplaner das Gebiet nämlich mit Verkehr überfordert. Mindestens 2000 Fahrzeuge pro Tag hätte ein Discounter offenbar angezogen. Das sei etwa das Dreifache, was nach Realisierung der bereits Ende vergangenen Jahres im Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossenen Wohnbebauungen zu erwarten wäre. Doch auch die Entwicklung eines neuen Wohnquartiers war nicht problemlos. Mehrfach wurden die Pläne geändert, Anwohnern waren die geplanten Gebäude zu hoch.
Nun soll „ein Wohnumfeld mit hoher städtebaulicher Qualität“ entstehen, wie es Stadtplaner Volker Jescheck vor einiger Zeit ausdrückte. Der Lärm durch die Bahn soll sich Dank Schallschutzwänden in Grenzen halten.
Nicht austauschbare Wohnarchitekturen
Gepriesen wird das neue Wohnviertel von den Bauträgern: „Öffentliche Plätze verschiedener Dimensionen, privates Grün und das angebotene Wegenetz bilden auf zwei Ebenen eine starke räumliche Verflechtung untereinander.“ Nicht austauschbare Wohnarchitekturen stünden im Vordergrund, vielmehr galt es die Einmaligkeit des Ortes am Hang des Michelsberges in ein Wohnumfeld mit hoher städtebaulicher Qualität zu wandeln.
Der Osten Ulms als Wohnquartier holt in den kommenden Jahren mächtig auf: Nur einen Steinwurf von der Marchtalerstraße entfernt entsteht nämlich ein noch größeres Projekt. Wie berichtet, sind dort etwa 300 neue Wohnungen auf der frei werdenden Klinikfläche auf dem Safranberg geplant. (heo)
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