Jetzt ist alles in Butter
Fernsehkoch Horst Lichter erzählt im Congress Centrum aus seinem Leben und brutzelt nebenbei ein Menü. Dazu serviert er eine ordentliche Portion (Eigen)werbung.
Eigentlich müsste ein Entertainer scheitern, der seine Show so beginnt: mit einer emotionalen Erzählung von der Beerdigung seiner Mutter, mit sehr persönlichen Erinnerungen an das Scheitern seines „ersten“ Lebens. Da berichtet ein 53-Jähriger, wie er nach dem Ende der Hauptschule seinen wenig begeisterten Eltern verkündet hatte, eine Kochlehre zu machen. Wie er mit 19 heiratete, Vater eines Babys wurde, das als Säugling starb, wie er für die Abzahlung des gekauften Häuschens zwei Acht-Stunden-Schichten täglich in Kauf nahm und in seinen 20ern zwei Schlaganfälle und einen Herzinfarkt hatte. Und wie er sich aus dem Debakel rettete mit dem Entschluss, seinen Traum zu leben. Wie er einen alten Tanzsaal, zum Gebrauchtwagenhandel abgewirtschaftet, eigenhändig und mit manchen Fehlschlägen ausbaute zu seinem Restaurant „Oldiethek“, wo er auf einem Kohleofen vor den Augen der Gäste Menüs zubereitete. Warum die Lebenserzählung, im authentischen Plauderton vorgebracht, nicht langweilig wird? Das liegt am glaubwürdig gefühlvollen und manchmal ein bisschen sentimentalen Tonfall, an einer grundständigen Ehrlichkeit und Herzensbildung, die man dem auch zur Selbstironie fähigen rheinischen Bergmannssohn Lichter abnimmt.
Die andere Seite der Show ist eben Show: Da bekommt Koch-Kollege Johann Lafer sein Fett ab, dass es nur so trieft, und natürlich auch die „Knochenmobiles“. Nein, Asketen mag Horst Lichter nicht. So wenig wie „Gezüchtete“, die auf Hochdeutsch Beamte genannt werden. In Lichters Gemüsesoße wandert locker ein Päckchen Butter, und in seine Tomatensuppe reichlich Sahne und Alkohol. Die Rinderfiletsteaks müssen 400 Gramm wiegen – darunter seien die Scheiben Carpaccio, sagt der Verfechter einer bodenständigen Küche auch bei dieser Gelegenheit. Schade: Die vier Probanden, die das perfekt zubereitete Fleisch serviert bekommen, bewältigen nur die Hälfte der Portionen. Die andere Hälfte des Filets bleibt liegen.
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