
Der Jazz der Zukunft

Die junge Britin Trish Clowes erzählt mit ihrer Musik große und kleine Geschichten – und setzt der Jahresreihe „Very British“ im Stadthaus mit ihrem Quartett das Sahnehäubchen auf
Am Ende setzte eine junge Britin mit ihrem Quartett der Jahresreihe „Very British“ im Stadthaus das Sahnehäubchen auf und zelebrierte den intellektuellen Jazz der Zukunft. Dem Verein für moderne Musik war es gelungen, diese jungen Ausnahmemusiker für einen Abend vom London Jazz Festival loszueisen und nach Ulm zu verpflichten. Einmal im Jahr verteilt das einfache Mitglied und der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Eberhard Lorenz unter den Konzertbesuchern einen kleinen Flyer, um seine Begeisterung für das Wirken dieses Vereins auszudrücken, der moderne Musik auf höchstem internationalen Niveau nach Ulm holt. Das bewahrheitet sich Jahr für Jahr – und heuer ganz besonders mit der Einladung Inselmusiker, die „very british“ aufspielten und das Publikum begeisterten.
Die junge Saxofonistin, Sängerin und Komponistin Trish Clowes ist in ihrer Heimat ein Star, die – was den Jazz betrifft – eine neue Tür zu ihrer eigenen Soundwelt aufgemacht, die eine einzige Forschungsstätte für Jazz-Melodien ist. Souverän bedient sie ihr Instrument, unter die Haut geht ihre sanfte, aber eindringliche Stimme, hoch sensibel begleitet von Hammond- und Pianospieler Ross Stanley, dem Gitarristen Chris Montague und James Maddren am Schlagzeug. Der spielt seine Drumqualitäten unter anderem bei der Hommage an Baby Dodds, dem ersten bedeutenden Jazzschlagzeuger der Welt Anfang des vergangenen Jahrhunderts aus.
Auch andere Kompositionen der Bandleaderin Trish Clowes sind mit ihren raffinierten Rhythmussträngen und Melodien-Kaskaden vorwärts gewandt, aber blicken inhaltlich zurück wie bei einem musikalischen Gedenken an den großen sowjetischen Satiriker Mikhail Bulkakov, der bei seinem früheren Fan Stalin in Ungnade gefallen war und erst nach seinem Tode weltweite Berühmtheit erlangt hat. Eine kleine Geschichtsstunde, eingebettet in wunderbar intensiven Jazz. Die setzt sich fort, als die Saxofonistin ihre Stimme erklingen lässt und dem armenischen Poeten Nahapet Kuchak aus dem 16. Jahrhundert huldigt. Vielseitig sind die Botschaften dieses Quartetts, etwa an die griechische Götterwelt oder das kleine Glühwürmchen im Englischen Garten Londons, das auch ein Ständchen bekommt.
„My Iris“ heißt das neue Album, auf dem Trish Clowes ihre großen und kleinen Geschichten erzählt und virtuos mit modernem Jazz unterlegt, der meilenweit vom zuweilen Ohren peinigenden Free-Jazz entfernt ist. Die Zeit im Stadthaus vergeht wie im Fluge, so entrückt ist man beim Zuhören dieses Quartetts und klatscht sich mit Zugabewünschen aus der Trance, den diese Musikmeditation entfacht hat.
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