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Foto: Annika Gonnermann
Foto: Annika Gonnermann

Jutta Breyer (links) und Helmut Matzke (rechts) spielen jeden Freitag zusammen mit zwölf weiteren Spielern Skat. Besonders die vielen verschiedenen Spielmöglichkeiten wissen sie zu schätzen.

Freizeit
25.04.2014

Längst nicht ausgereizt

Von Annika Gonnermann

Einst war es Volkssport an den Stammtischen, heute wird Skat immer seltener gespielt. Helmut Matzke will das ändern und hat eine Runde gegründet, bei der gewinnen nicht alles ist

Mit fachmännischem Blick beugt sich Helmut Matzke über die Karten. Ein Kreuz-Bube liegt da neben der Kreuz-Sieben und dem Pik-König. Weiter rechts liegen fünf rote Karten. „Na, da hast du ja ein Verlierer-Spiel hingemischelt“, meint seine Nachbarin Jutta Breyer und lässt den Blick zu den anderen beiden Händen wandern, die auf dem Tisch liegen. Matzke lässt den Blick über das französische Blatt schweifen und stimmt ihr zu. „Könnte schwierig werden“, murmelt er.

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Breyer und Matzke gehören zu der Skat-Runde, die sich jeden Freitagabend im Vereinsheim „Gut Holz“ in der Neu-Ulmer Schwabenstraße trifft. Seit nunmehr über fünf Jahren kommen die beiden sowie ein Dutzend andere Spieler, um eine schöne Zeit beim Kartenspielen zu haben. Das Besondere, das sie von den anderen Skatklubs im Raum Ulm unterscheidet, erklärt Helmut Matzke: „Bei uns ist das Motto ‚Leben und Leben lassen’. Bei den anderen Klubs wird teilweise sehr aggressiv gespielt und da wird sehr schnell geschimpft, wenn man einen Fehler macht.“ Da hatte er die Idee, seinen eigenen Klub aufzumachen.

„Als Verein wollen wir uns nicht verstanden wissen, sondern einfach als lockere Runde, zu der jeder kommen kann, der Zeit hat.“ Aus diesem Grund gewinnt bei der Skatrunde auch nicht immer der Beste. „Wir haben drei Preise. Das erste ist meistens ein Rubbellos, das bekommt der Erste. Aber die Gewinne für den zweiten und dritten Platz werden ausgelost“, sagt Matzke: „Manchmal gewinnt so auch der Letzte. Das sollte wirklich nur zum Spaß sein“, sagt der Dornstädter lächelnd. Der 68-jährige Pensionär spielt schon sein ganzes Leben lang Skat. Gelernt hat er es damals in der Familie. „Das ist einfach das schönste Kartenspiel.“ Besonders gefallen ihm die vielseitigen Spielmöglichkeiten. „Außerdem muss man mitdenken, man muss sich die Stiche und die Augen merken.“ Profispieler würden das automatisch machen. „Aber das lässt mit dem Alter einfach nach“, weiß Matzke. Die Runde aus fünf Damen und zehn Herren besteht nämlich hauptsächlich aus Pensionären und Rentnern.

„Da die Jüngsten bei uns so um die 50 Jahre sind, würden wir uns freuen, wenn noch jemand dazukommt. Beispielsweise, wenn ein Ehepaar sagt, dass es am Freitagabend statt Fernsehen oder Kino einfach mal zum Skat-Spielen kommen möchte.“ Dabei können auch blutige Anfänger vorbeischauen, sagt Matzke. „Ich würde mich sehr gerne bereit erklären, jemandem das Spiel beizubringen.“ Denn lernen könne man nur in der Praxis.

Dass das Spiel heute immer weniger Menschen kennen, liegt laut Matzke unter anderem daran, dass die Jugendlichen heutzutage viel zu viele andere Angebote in ihrer Freizeit hätten. „Wir haben damals Gesellschaftsspiele gespielt. Heute sitzen die nur noch am PC. Wir wollen da auch ein bisschen Gemeinschaftssinn mit reinbringen“, so der Pensionär. Seinem Enkel konnte er das Spiel schon schmackhaft machen. „Das nächste Mal, bringe ich ihn zu unserer Runde mit“, meint er und lacht.

Informationen zu Ort und Termin erhalten Interessierte bei Helmut Matzke unter 07348/21654 oder bei Jutta Breyer unter 0162/9827041.

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