
Das „Cyber-Herz“ schlägt auf dem Eselsberg

Studierende an der Uni Ulm können das lebenswichtige Organ jetzt mithilfe eines virtuellen Modells erforschen
Für Medizinstudierende stellt das menschliche Herz eine besondere Herausforderung dar: Aufgrund seiner Lage im Körper haben viele angehende Ärzte Probleme, sich die genaue Position der Herzkammern und -klappen vorzustellen. Und selbst Ultraschallbilder des gesunden Herzens sind für die Anfänger oft nur schwer zu verstehen. Seit einigen Monaten erlernen Studierende der Universität Ulm Funktionen des gesunden und des kranken Herzens sowie die Interpretation von Ultraschallbildern mithilfe eines 3-D-Modells. Dazu wurde die Online-Lernplattform Moodle um eine stereoskopische Einheit erweitert: Durch die 3-D-Brille ist das Herz auf dem entsprechenden Monitor nun detailgetreu und interaktiv (be)greifbar. Studierende können einen Ultraschallstrahl durch das Cyber-Organ führen und sich mit einem Mausklick beispielsweise den Blutfluss anzeigen lassen. Gleichzeitig können sie sich die Auswirkungen einer undichten Herzklappe oder eines Herzinfarkts demonstrieren lassen. Denn das Lernprogramm beinhaltet auch Erklärungen in Form von Audiodaten und beispielsweise Infografiken zur Funktion des gesunden wie des kranken Herzens. „In der Anatomischen Lehrsammlung haben wir das Herz unter anderem anhand von Plastikmodellen kennengelernt. Doch erst durch das stereoskopische Modell habe ich einen wirklich guten Eindruck von diesem Organ erhalten“, sagt Franziska Heimerl, Medizinstudentin im siebten Semester.
Den großen Lernerfolg seiner Studierenden kann Dr. Wolfgang Öchsner, Oberarzt in der Abteilung Kardioanästhesiologie der Ulmer Uniklinik, nur bestätigen: Der Dozent hat das Cyber-Herz im Sommersemester erstmals im Wahlfach „Lernen in 3-D – Herzfunktion und Herzultraschall“ eingesetzt. „Die Raumstruktur des Herzens ist eigentlich schwer zu vermitteln. Doch im Wahlfach musste ich dank des stereoskopischen Modells nur wenige Fragen beantworten. Die guten bis sehr guten Klausurergebnisse zeigen, dass die Studierenden tatsächlich Vieles verstanden haben“, so der Hochschullehrer mit zusätzlichem Masterabschluss in Medizindidaktik. Gerade angehenden Ärzten mit wenig ausgeprägtem räumlichem Vorstellungsvermögen kommt das 3-D-Modell zugute – was sich auch bei Hospitationen im Operationssaal zeigt. Deshalb sollen Studierende künftig auch außerhalb des Wahlbereichs von dem virtuellen Herzen profitieren. Im nächsten Schritt soll das neue Lerninstrument um Virtual-Reality-Brillen erweitert und ein entsprechendes „VR-Lab“ eingerichtet werden: Dann können Studierende sogar in dem Herzen spazieren gehen. Durch dieses erste virtuelle Organmodell wollen die Ideengeber auch wissenschaftliche Fragestellungen beantworten und unter anderem herausfinden, welche Transferleistungen schneller und besser im dreidimensionalen Raum gelingen. Eventuell sollen dann weitere Cyber-Organe an der Medizinischen Fakultät eingesetzt werden.
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