Millionenraub auf der A8
Bei einem fingierten Überfall wurden 728 Luxusuhren und drei Schmuckstücke erbeutet. Bei Prozessbeginn gegen fünf Angeklagte fehlt immer noch der Großteil des Diebesguts.
Täglich sind Werttransporter mit Millionenfracht auf den Straßen Deutschlands unterwegs. Und immer wieder versuchen mal Kriminelle, mit allerlei Tricks an die fette Beute heran zu kommen - etwa durch fingierte Überfälle, bei denen die Fahrer mitspielen. Seit gestern muss sich die zweite Große Strafkammer des Landgerichts Ulm mit so einem Fall beschäftigen, bei dem 728 Luxusuhren und drei Schmuckstücke im Gesamtwert von acht Millionen Euro gestohlen wurden, die sich auf die Rücktransport von einer Münchner Luxusmesse nach Stuttgart befanden. Zwei Hintermänner und zwei Mittäter des Coups sowie die beiden Fahrer des Werttransporters wurden in Hand- und Fußfesseln in den Schwurgericht unter großem Publikumsandrang hereingeführt, vorbei an Fernseh-Rundfunk- und Presseleuten, die allesamt eine nicht alltägliche Geschichte hörten.
Angefangen hat sie damit, dass einer der beiden Fahrer einer Spezialfirma für Luxustransporter privat einen so genannten Saunaclub im Stuttgarter Raum besucht hatte und einen Mann aus Esslingen Ende der Dreißiger Jahre kennen lernte, mit dem er sich auf Anhieb verstand. Er erzählte ihm von seinem Beruf, was wohl das Interesse des Gesprächspartners in diesem Edelclub verstärkte. Man traf sich mehrfach und irgendwann soll der neue Freund ihm ein Angebot gemacht haben, auf einer seiner Fahrten bei einem inszenierten Raubüberfall die Rolle des Opfers zu spielen, während der Ideengeber mit Komplizen die in Säcken verstauten Wertsachen von dem Transporter auf zwei andere Fahrzeuge umladen, um damit wegzufahren sollte . Der Fahrer brauche nichts anderes tun, als sich im Transporter fesseln zu lassen, und 45 Minuten zu warten, um dann die Polizei zu alarmieren. Der überredete Fahrer (31)überredete seinerseits seinen Beifahrer (32), mitzumachen. Und der willigte nach einiger Bedenkzeit ein. So trugen sich die beiden Angestellten einer Werttransportfirma im Stuttgarter Raum für ein Wochenende Mitte Januar 2017b für einen Hin- und Rücktransport von wertvollen Uhren und Luxusgütern zu einer Münchner Messe und zurück auf einer Liste gemeinsam ein. Den Rest der Organisation und Planung übernahmen die Hintermänner. Vier an der Zahl, wobei einer unbekannt blieb und von den Komplizen auch gestern nicht verraten wurde. Zwei von ihnen plus Unbekannter planten und organisierten die Tat, zwei weitere waren Fahrer, die die Beute nach Berlin und Köln fahren sollten. Dort wurden auch schon mögliche Abnehmer der Diebesware sondiert, die zunächst von der Staatsanwaltschaft auf einen Wert zwischen drei und vier Millionen Euro geschätzt wurde. Ein aktuelles Gutachten, von der Strafkammer im Vorfeld des Prozesses in Auftrag gegeben, bewertete die Uhren insgesamt auf acht Millionen Euro. So wurde die Strecke von München nach Stuttgart einen Tag vor dem simulierten Überfall von den Hintermänner abgefahren, um einen geeigneten und nicht zu sehr frequentierten Parkplatz zu finden. Es bot sich der auf der A 8 am Drackensteiner Hang an, wo dann auch am nächsten Tag gegen 18 Uhr der Schatz gehoben wurde, nachdem die beiden Fahrer wie besprochen an Händen und Füssen mit Kabelbindern gefesselt worden waren und sich erst 45 Minuten später plangemäß rührten, sich der Fesseln entledigten und den verschlossenen und gepanzerten Transporter von innen öffneten und die Polizei per Handy alarmierten. Die löste Großalarm aus, aber die beiden Fluchtwagen mit der Beute waren schon außer Reichweite. Wenige Tage später wurden die Fahrer mit weit weniger belohnt, als sie angesichts der Millionenbeute erhofften: 21500 Euro für den Fahrzeuglenker, 15000 Euro in bar für seinen Beifahrer. Die n beiden Fahrer der Fluchtfahrzeuge bekamen auch einen Geldbetrag in dieser Größenordnung. Das Gros der Beute aber wollten sich die drei Drahtzieher aus Berlin und dem Raum Esslingen teilen und sich so zu Millionären machen. Während vor allem in Berlin versucht wurde, die Uhren und den Schmuck in Bargeld umzuwandeln, vor allem die Drahtzieher in der Bundeshauptstadt sind offenbar bestens vernetzt, kamen bei der Kriminalpolizei immer stärkere Zweifel auf, ob das stimmte, was die beiden Fahrer ihnen erzählten, sie seien von maskierten Räubern mit Schusswaffen zum Öffnen des Wagens gezwungen worden.
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