Nachtlieder eines lange verkannten Genies
Andreas Weil eröffnet mit seinem Vokalensemble den Max-Reger-Zyklus der Ulmer Kantoreien
Die Schlussakkorde aus den geistlichen Gesängen verströmen stille Intensität. Im Chorraum der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche sprudelt bei der schlichten Melodik der Volksweisen die Stimmführung. Und der, um den es im lang gezogenen Ulmer Zyklus geht, ist in Ton, Wort und Bild allgegenwärtig: Max Reger. Zu seinem 100. Todesjahr widmet ihm der Ökumenische Kantorenkonvent Ulm und Neu-Ulm bis 11. Dezember einen klingenden Gedenkreigen. Der Auftakt mit Andreas Weils „Reger Vokal Ensemble“ lockte viel Publikum ins Haus der Begegnung.
Beim ebenso tief bewegenden wie Anekdoten gespickten Vortragskonzert wandelte Chorleiter Weil zwischen den Musikteilen auf den biografischen Pfaden dieser zwei Dutzend Schautafeln der zwei Stunden zuvor im Foyer eröffneten Ausstellung. Die bündige Wort-Klang-Mischung destilliert das Leben eines „Akkordarbeiters“, der anfangs von der Presse regelrecht zerrissen wurde. „Ich sitze im kleinsten Raum der Wohnung. Jetzt habe ich die Kritik vor mir, bald werde ich sie hinter mir haben.“ Den 1873 im Fichtelgebirge geborenen Komponisten, Organisten, Pianisten und Dirigenten lobte Tondichter-Kollege Jean Sibelius als „großen Künstler“. Strawinsky empfand ihn demgegenüber „abstoßend wie seine Musik“. In ihrer Schichtenmalerei kristallisiert sich auf dem großen Vorbild Bach eine Brücke von der Spätromantik zur aufbrechenden Moderne heraus, die sich jedoch nicht zur Zwölftonmusik spannt. Der Workaholic hinterließ ein riesiges Werk, darunter 250 Vokalschöpfungen.
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