
Die zwei Seiten eines Künstlers

Heinz-Dieter Zimmermann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit informeller Malerei und Objektkunst. Am heutigen Samstag feiert er seinen 70. Geburtstag.
Heinz-Dieter Zimmermann pflegt ein unkompliziertes Verhältnis zu seiner eigenen Kunst. Mit der Klebepistole steht er am Arbeitstisch im Dachgeschoss seines Hauses in Ludwigsfeld. Er befestigt Garn in Schlaufen auf einem Gemälde. Später wird alles weiß übermalt. „Nach all den Jahren steht hier ein Materialwert von 20000 Euro herum“, sagt Zimmermann. Nicht alles müsse man aufbewahren. Seit Jahrzehnten gehört der Druckermeister und frühere Berufsschullehrer zu den Aktivposten der regionalen Kunstszene. Derzeit stellt er unter dem Titel „Weiß – dominiert“ im Künstlerhaus im Ochsenhäuser Hof aus. Der Anlass: Am heutigen Samstag feiert Zimmermann seinen 70. Geburtstag.
Auf einen Stil festlegen lassen hat sich der Neu-Ulmer, der im mährischen Hotzenplotz geboren wurde, nie. Am ehesten, so sagt er, rechne er sich dem Informel zu – einer Form der abstrakten Kunst, in der der Malakt wichtiger ist als die Komposition. Das sei ihm vor allem während seiner Tätigkeit in der Druckerei sehr entgegengekommen, so Zimmermann. „Da brauchte ich abends die Kunst zum Abreagieren.“ Im Job sei es immer um Genauigkeit und Kleinigkeiten gegangen, ganz anders im Atelier: „Die Spontaneität bei der informellen Malerei ist gigantisch, schon das Malen ist ein Erlebnis.“
Und doch ist Zimmermann, der schon als Schüler gerne zeichnete, keiner, der einfach nur im Atelier die Sau rauslässt. Dafür ist seine künstlerische Arbeit zu vielfältig – bei seinen Objekten steht das Konzept im Vordergrund. So ließ er unter anderem Ziegen über weiße Platten aus Papierstaub, Humus und Leim laufen, um deren Spuren zu verewigen. In seinen „Schattenobjekten“ aus Wellpappe näherte sich der Künstler gar der konkreten Kunst an. Für die zwei Seiten seiner künstlerischen Persönlichkeit hat Zimmermann eine Erklärung: seine zwei Vornamen. „Heinz ist der Maler mit der Farbe, Dieter beschäftigt sich mit den Materialien“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Die Farbe kam zuletzt vielleicht etwas zu kurz: In den vergangenen rund 15 Jahren habe er sich intensiv mit Weiß beschäftigt. Die Geburtstagsausstellung im Künstlerhaus sei ein vorläufiger Abschluss dieser Phase, aber bewusst keine Retrospektive. Vielleicht, so Zimmermann, sei sie aber der Abschluss seiner Ausstellungstätigkeit. „Ich habe in Ulm fast überall ausgestellt, wo man ausstellen kann.“
In diesen Worten liegt die Zufriedenheit eines Amateurs, der sich immer weiter entwickelt hat. Seit 20, 30 Jahren, so Zimmermann, arbeite er so intensiv an seiner Kunst wie ein Profi. Und sein künstlerischer Weg ist mit 70 längst nicht am Ende. Derzeit experimentiert Zimmermann in seinem Atelier in der Hirthstraße mit Glas und Gießharz. Und einmal die Woche gibt er seinen Malkurs mit derzeit sieben Teilnehmerinnen. Viele seiner Schülerinnen hätten inzwischen eigene Ausstellungen gehabt, berichtet Zimmermann nicht ohne Stolz. Lehrer ist er auch nach seiner Pensionierung geblieben.
Ausstellung: „Weiß – dominiert“ läuft bis morgen, Sonntag. Geöffnet ist das Künstlerhaus jeweils von 11 bis 16 Uhr.
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