
Inszenierung von „Hänsel und Gretel“ spaltet die Zuschauer

Meinungen beim Publikum in Ulm gehen weit auseinander
Ulm Selten widersprechen sich die Meinungen nach einer Premiere derart wie nach Benjamin Künzels Inszenierung „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck im Theater Ulm. Die Zuschauer, die danach beim Waldpilzsüppchen saßen, diskutierten lebhaft. Allgemein gut kam Hans-Günther Dotzauers Darstellung der Hexe an.
Günter Bäumler aus Ulm gehört zu denjenigen, denen die Inszenierung gar nicht gefiel. „Ich fand die ganze Aufführung von ‘Hänsel und Gretel’ gar nicht gelungen. Vieles war für mich nicht schlüssig, zum Beispiel die Elternszene vor der Pause oder die Szene auf der Kiste. Es müssen gewiss nicht immer in dieser Märchenoper Englein auftreten, aber den ‘Abendsegen’ in seiner sonst dichten Form habe ich schon vermisst. Mit einer Reihe von Elternabbildern vorn an der Bühne, das hat mir nicht gefallen. Insgesamt war mir das Bühnenbild viel zu bunt und zu wenig in Beziehung zum Geschehen.“ Jochen Trucksäß aus Neu-Ulm ist anderer Meinung: „Super war es! Mir hat es toll gefallen, das Bühnenbild, die Maske und vor allem die Stimmen. Die Szene vor der Pause mit den Eltern-Engeln ist ein Einfall, über den man reden muss. Die Eltern im Stück haben sich ja gut entwickelt, aber ob das ein Wunschtraum sein sollte, dass sich die Eltern als schützende Engel verhalten? ‘Hänsel und Gretel’ gab es ja hier am Theater schon mal in den 90er-Jahren, es war gut, das wieder einmal zu sehen.“
Elisabeth Kast aus Ulm findet es schwierig, über ihre Eindrücke der Premiere etwas zu sagen. „Die erste Halbzeit war müde und langwierig, nach der Pause passierte dann genau das Gegenteil und es war überzogen, fast zu humorvoll und am Ende sehr karnevalesk bunt. Die Englein hab ich nicht vermisst. Allerdings war es mir teilweise viel zu laut, vor allem am Ende des ersten und am Beginn des zweiten Satzes.“
Andrea Schwalb aus Ehingen dagegen strahlt: „Gut war´s, sehr gut. Die Musik von ‘Hänsel und Gretel’ ist einfach immer schön. Der Rest heute Abend war eher Slapstick, aber es ist ja auch nicht schlimm, wenn etwas mal Slapstick ist. Der neue stellvertretende Generalmusikdirektor Montané hat mir gut gefallen. Die Englein hab ich nicht vermisst, aber die Reihe von Eltern-Figuren, die sich an den Händen halten und nicht mal um die beiden Kinder stehen, das war nicht mein Ding.“
Michael Schirmer aus Ulm sagt: „Ich habe heute Abend vieles nicht kapiert. Den Werwolf-Müllmann zum Beispiel habe ich als Figur des Sandmännchens nicht verstanden. Ob das ein Werwolf war oder ein Yeti? Und was das sollte mit den behaarten Füßen? Auch die Szene der Eltern-Multiplikation war für mich nicht logisch. Aber man hat´s auf manchen Bühnen auch schon schlimmer gesehen, insofern war es okay.“ "Seite 17
Die Diskussion ist geschlossen.