
Wenn Geister um das Kloster ziehen

In Roggenburg zeigen Kinder ihre selbst gebauten Rübenlaternen. Warum das mit Halloween rein gar nichts zu tun hat.
Geisterstunde in der Klostergemeinde: Zur Musik der Jugendkapelle Meßhofen-Schießen-Biberach zogen etwa 200 Kinder beim Rübengeisterumzug um das Kloster. Lustige und furchterregende Runkelrüben und Kürbisse waren dabei. „Ganz spitze Zähne, die ganz gefährlich sind“, hatte die vierjährige Maja ihrer Rübe ins Gesicht geschnitzt. „Aus eckigen Augen mit einem Schlitz“, leuchtete der Rübengeist von Lorena (5) und die Rübe von Luisa (5) strahlte mit „ganz dicken Backen und einem dicken Bauch“.
Wieder hatte Ludolf Karletshofer auf einem Feld in Meßhofen Rüben angepflanzt, welche die Kinder kostenlos bei ihm abholen durften. Er sei eben kein Rabenvater, sondern ein Rübenvater, meinte er lachend. Die Freude, die er den Kindern mit den Früchten macht, ist nicht der einzige Grund: Er will als Vorsitzender des Roggenburger Heimatvereines das Brauchtum erhalten und pflegen. Rübengeisterumzüge waren in früheren Zeiten in jedem Dorf üblich. Sie lehnten sich an die mittelalterlichen Heischebräuche an, bei denen die Kinder zu Beginn der dunklen Jahreszeit ihre kerzenbeleuchteten Rüben in die Fenster schauen ließen, um mit einer kleinen Gabe belohnt zu werden. Leider sei dieser Brauch von Halloween verdrängt, sagt Karletshofer, dem das aggressive Fordern von Süßigkeiten missfällt. „Wir sind die Rübengeister und gehn’ von Haus zu Haus, nur eine kleine Gabe bitten wir uns aus“, singen die Roggenburger Kinder, so wie früher. Die Gabe besteht aus Würstchen mit Semmeln, die dann beim Kasperletheater verzehrt werden. Ludolf Karletshofer ist auch Autor und Regisseur des Mimenspiels. Seine ganze Familie spielt mit, wenn der Kasper wie in diesem Jahr dem Krokodil die Wunderblume entreißt, welche die Prinzessin von ihrer Krankheit heilen kann – oder wenn der Räuber Schlauklau die Reichen ärmer macht und die Armen beschenkt. Den Kindern jedenfalls hat es augenscheinlich riesigen Spaß gemacht. „Jaaa“ riefen sie begeistert, als der Kasper sie fragte, ob sie im nächsten Jahr beim Rübengeisterumzug wieder dabei sein wollen. (mde)
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