Satire ohne Zeigefinger
Till Reiners nimmt im Neu-Ulmer Museumshof den Optimierungswahn des modernen Menschen aufs Korn. Und zeigt, warum schlechte Laune auch keine Lösung ist
Till Reiners wirkt freundlich und unauffällig. Angenehm tritt er auf, leise, kein bisschen Polit-Revoluzzer, kein bisschen kabarettistisches Schandmaul. Ein wenig jugendlicher Außenseiter schaut noch aus dem blassen Gesicht. Und doch – was für ein kluger Kopf präsentierte sich da in der Reihe „Kultur im Museumshof“ in Neu-Ulm. Zwar nicht im Museumshof, weil der Lärm vom Christopher-Street-Day zu groß gewesen wäre für einen Sprachkünstler, sondern im Joachim-Keller-Saal der Musikschule. Dort aber hatte das Publikum seine Freude an dem Kabarettisten, der den Optimierungswahn der Gesellschaft aufs Korn nimmt.
Wie Reiners dazu kam, als Sohn eines Politikers und einer Germanistin ausgerechnet Kabarettist zu werden, erzählt er ungefragt. An der Unruhe seiner Hand, die das Mikrofon hält, spürt der Zuschauer: Die Geschichte vom dicken, gemobbten Kind, das irgendwann erkennt, dass es mit Frustessen nicht aus der Verachtung der anderen herauskommt, dass es aber anerkannt und gemocht wird, wenn es lustig ist – diese Geschichte ist wahr. So bitter sie im Grunde ist. Wege auf die Bühne können auch aus solcher Motivation entstehen. Wobei sich die Lebenswelten von Vater und Mutter in der Persönlichkeit von Reiners spiegeln – in der sprachlichen Geschliffenheit seiner Sätze die Mutter, im abgeschlossenen Politwissenschaften-Studium der Vater.
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