Strahlende Helden einer dunklen Zeit
Jetzt veröffentlicht: Wie zwei Ulmer Schüler im „Dritten Reich“ Widerstand leisteten
Von Oliver Helmstädter
Ulm Man nannte ihn den „Roten Fritz“. Fritz Bauknecht, heute 85, traute sich als Schüler der Kepler Mittelschule, was ergiebiger Stoff für Hollywood wäre: Als 15-Jähriger ließ er sich nicht vereinnahmen von den herrschenden Nazis. Mit seinen Freunden Reinhold Settele und Heinz Feuchter malte er mit Ölkreide antinazistische Parolen an Häuserwände, suchte den Kontakt zu Zwangsarbeitern, hinterfragte offen die Propaganda des Unrechtstaats und versuchte, militärische Telefonleitungen zu sabotieren. Nun hat er seine Erinnerungen niedergeschrieben und gestern dem Archiv des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg (DZOK) übergeben. Nicola Wenge, die Leiterin des DZOK, sieht in den 140 Seiten einen „immens wichtigen Beitrag“. Denn Bauknecht verfasste seine Erinnerungen als Familienchronik, sodass ein klares Bild darüber entstehe, wie es normalen Familien gelingen konnte, nicht vom Naziregime vereinnahmt zu werden. Bauknecht, der inzwischen in Italien wohnt, ist so viel Aufmerksamkeit fast peinlich. „Das war halt mein Alltag.“ Er und sein nach wie vor „dicker Freund“ Reinhold Settele kommen aus zutiefst sozialdemokratischen Familien. Bereits mit zehn Jahren las Bauknecht ein Buch über „Brutalität und Sinnlosigkeit“ des Krieges („Vier von der Infanterie – Westfront 1918“). Das hinterließ Spuren. Das Bewusstsein, Widerstand leisten zu müssen, regte sich bei ihm wieder 1938, als ein Fackelzug an der Wohnung der Familie in der Heidenheimer Straße vorbei zog. Direkt vor dem Haus, indem heute die Gaststätte König-Wilhelm untergebracht ist, marschierten die Nazis im Gleichschritt vorbei und feierten den „Anschluss“ Österreichs. „Das gibt Krieg“, sagte sein Opa. Und Fritz Bauknecht wollte das nicht.
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