Theater Neu-Ulm: Kämpferische Puppe oder clevere Frau?
Im Stück „Die Puppe“ bestellt sich ein Mann die vermeintlich perfekte Gefährtin – in Form eines Roboters. Doch sein Plan funktioniert nicht wie gedacht.
Gerade fünf Jahre alt ist Miro Gavrans Theaterstück „Die Puppe“, und noch haben nicht allzu viele deutsche Bühnen das Werk des kroatischen Schriftstellers aufgeführt. Das Theater Neu-Ulm tut dies derzeit – mit der ungarischen Musicaltheater-Akteurin Dalma Viczina in der Titelrolle, die bereits als „Anita“ in „West Side Story“ zu erleben war, und mit einer wirklich neuen Idee des Regie-Paares Claudia Riese und Heinz Koch: Die hochmoderne, aus ökologischen Materialien gefertigte Puppe Stella, die sich der verlassene Marko in die Wohnung liefern ließ, um eine folgsame, attraktive Partnerin zu haben, die ihn bedient, die immer Lust auf Sex hat und die nicht widerspricht, durchläuft eine Entwicklung – und die lässt den Zuschauer am Ende rätseln: Ist die Puppe Stella nun wirklich eine Puppe – oder ist sie in Wirklichkeit eine clevere Frau?
Andere Bühnen brachten „Die Puppe“ auch schon als technisch perfekte und wie eine Sexpuppe geformte Androidin auf die Bühne. Anders bei Riese und Koch: Stella, wie Marko (Marcus Jakovljevic) seinen vermeintlichen Volltreffer nennt, ist nicht nur äußerst attraktiv, sondern auch ungemein lernfähig, und sie kann nicht lügen. Auch nicht bei der männlichen Frage des „Wie war ich?“. Die Puppe beginnt zunehmend, sehr menschliche Emotionen zu zeigen, Marko die Enttäuschung über sein Verhalten spüren zu lassen, und sie fängt an, sich zu rächen. Wenn Marko eine Puppe will – dann beginnt Stella eben, sich wie eine Puppe zu bewegen. Dalma Viczina in dieser Rolle zu erleben, ist ein Hochgenuss; sie spielt ihren Spaß an Stellas Rache voll aus: Stella übernimmt immer mehr die Position, Marko zu spiegeln und ihm aufzuzeigen, woran seine langjährige Beziehung zu der Mathematiklehrerin Maria scheiterte. Tiefgang findet sich in der Komik: Marko kann nicht mehr verbergen, warum er Maria den Wunsch nach Ehe und Kindern abgeschlagen hat. Sein eigener Konflikt mit seinem abgelehnten, früh verstorbenen Vater lässt ihn keine Kinder wollen.
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