Das Leben ist kurz
Einblick in die Welt der Fliege – Martin Baltscheits „Nur ein Tag“ im Podium
Am Schluss geht sie ganz still dort unter, wo sie als Larve ins Licht der Welt schlüpfte: Im Teich. Der ist in Martin Baltscheits kleiner Stück-Parabel „Nur ein Tag“ Geburtsschauplatz und letzte Ruhestätte für die Eintagsfliege. Im Lebenslimit weniger Stunden purzeln die Abenteuer an der Seite der jungen Wilden Fuchs und Wildschwein. Im Podium des Theaters Ulm schlägt die Stunde des polternden Melodrams, das als Stück für Kinder aber auch die leisen Töne bespielt. In der Inszenierung von Heike Frank kommt die Botschaft rüber: Das Dasein ist zum Anpacken da, auch wenn es noch so kurz ist. Dieser Tatendrang entspringt einer Notlüge. Weil sie es erst nicht übers Herz bringen, ihre neue Freundin über ihr harsches Schicksal aufzuklären, erfinden die beiden Warmblütler flugs den Eintagsfuchs, der den heutigen Tag nicht überlebe. Jetzt zeigt das 24-Stunden-Insekt Mitgefühl – und drückt auf die Tube: „Gehn’n wir das Glück suchen“. Diese Tagesration hat es in sich. Und ist für ein nachdenkliches Kinderstück ab sechs Jahre am späten Abend vielleicht doch eine Nummer zu groß.
Die grüne Gewässer- und rostbraune Herbstblatt-Gangway von Bühnenbildnerin Mona Hapke ist eine aufgeladene Räucherkammer für Action, Slapstick, Situationskomik, Klamauk und Grübelei. Aus der kann man nicht so einfach abhauen, wie es Fuchs und Wildschwein gerne getan hätten, als sie ihren geflügelten Liebling nach federstiebendem Hühnerhof-Einbruch und Hochzeits-Schmonzette im Vater-Mutter-Rollenspiel in den Schlaf singen. Doch Eintagsfliege ist nur im vermenschlichten Zeitrafferbild vom rülpsenden Baby erwachsen geworden und träumt vom Zirkus und der Dressur fleischfressender Pflanzen.
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