
Im Münster geht die Sonne auf


Zum 125-jährigen Bestehen des Hauptturms im nächsten Jahr gibt es mehrere Kunstaktionen. Die Pläne für einen spektakulären Kran wurden hingegen gekippt
Die Installation des Künstlers aus Mexiko soll ab Pfingsten 2015 in der Turmhalle des Münsters zu sehen sein. Sie simuliert eine wissenschaftlich genaue Nachbildung der Sonne, allerdings zwei Millionen Mal kleiner als der reale Stern. Der Ballon, der über den Köpfen der Kirchenbesucher schwebt, soll einen Durchmesser von sechs Metern haben. Auf die Kugel wird eine Echtzeit-Simulation der Sonnenkorona projiziert. Die Animation wird über mathematische Gleichungen generiert. Dadurch werden Turbulenzen, Flackern, Eruptionen und Sonnenflecken auf der Oberfläche simuliert. So entstehen stetig sich verändernde Bilder, die sich nie wiederholen. Kostenpunkt: 310000 Euro für drei Monate.
Insgesamt lässt sich die Stadt das Marketingkonzept „Ulmer Weitblick“, das von der Firma Interbrand entwickelt wurde, zum Jubiläumsjahr 1,88 Millionen Euro kosten.
Licht als Material und ein Ulmer Oratorium
Im Bereich Lichtkunst entschied sich der Arbeitskreis Marketing für das Werk „Abtastung Münsterturm“ von Joachim Fleischer. Licht wird dabei als „Material“ eingesetzt. Abtasten meint hier das Einlesen und Scannen der Architektur. Dabei wird über das Bewegen von Lichtquellen durch das Gebäude eine andere Wahrnehmung erreicht – entweder durch das Dimmen von LED-Lampen oder mittels Metalldampflampen, die auf mechanisch beweglichen Schienen durch das Maßwerk bewegt werden. Die Installation kann übers gesamte Jubiläumsjahr eingesetzt werden und ist laut Verwaltung sogar dauerhaft denkbar. Die Kosten werden auf 240000 Euro beziffert.
Ebenfalls eigens für das Jubiläum konzipiert wird das „Ulmer Oratorium“. Der Münsterturm stellt den thematischen Mittelpunkt des Librettos von Robert Kleindienst aus Salzburg dar. Der zyprische Komponist Marios Joannou Elia wird daraus ein Werk komponieren, das Ende Mai von 300 Musikern und Sängern auf dem Münsterplatz uraufgeführt werden soll.
Susanne Heinrichs Projekt „Poetry and Party“ beinhaltet vier Literaturvorlesungen rund um Themen, die sich im Münster wiederfinden: Körper, Seele, Familie und Tod. An der Umsetzung sollen Ulmer Künstler beteiligt werden.
Den Abschluss des Maßnahmenpakets bildet das Projekt „Ich, Ulm“, das die in Krumbach geborene Künstlerin Doris Graf als „soziale Stadtplastik“ bezeichnet. Menschen sollen dafür aufgefordert werden, ihre persönliche Beziehung zu Ulm zeichnerisch darzustellen. Daraus entwickelt Graf Piktogramme, die ausgestellt, aber auch in vielfältiger Weise eingesetzt werden können.
Die Kunstprojekte hat der Ulmer Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit auf den Weg gebracht. Es gab allerdings auch kritische Stimmen. Mehrere Räte fanden, dass die geplanten Projekte nicht der große Wurf und als Marketingmaßnahmen, die ein internationales Echo auslösen sollen, ungeeignet seien.
Gewürdigt werden soll das Münsterjubiläum auch mit einer Ausstellung im Stadthaus, die bereits Mitte dieses Jahres starten soll. Professor Jürgen Häusler von Interbrand hatte hingegen vorgeschlagen, dafür eine eigene „Ulmer Box“ auf dem Münsterplatz aufzustellen. Dagegen hatten sich aber sowohl das Kuratorium als auch der Arbeitskreis entschieden. Empfohlen wurde hingegen, für lokale und regionale Aktivitäten zum Jubiläum weitere 100000 Euro zur Verfügung zu stellen. Der Gemeinderat hat außerdem beschlossen, die Münstergemeinde mit einer symbolischen „Geburtstagsgabe“ in Höhe von 161500 Euro zu unterstützen. Denn pünktlich zum Jubiläum beginnt nächstes Jahr die Sanierung des Hauptturms. Diese wird sich über viele Jahre hinziehen und etliche Millionen verschlingen.
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