
Nach UAG-Insolvenz: Das sind die Pläne für die Messen in Ulm

Plus Veranstalter UAG ist pleite. Das städtische Tochterunternehmen Ulm Messe wird die Ausstellungen 2020 wohl selbst stemmen. Hinter dem Vorhaben steckt eine Idee.

Schon jetzt ist die städtische Tochterfirma Ulm Messe mehr als ein reiner Vermieter. Die Gesellschaft ist seit 2012 auch für den Ulmer Weihnachtsmarkt und die Wochenmärkte in der Stadt verantwortlich. Nach der Insolvenz der Ulmer Ausstellungs GmbH (UAG), die die großen Verbrauchermessen auf dem Gelände an der Böfinger Straße veranstaltet hat, könnte die Ulm Messe noch mehr Aufgaben übernehmen: Die städtische Tochter wird die beiden Verbrauchermessen im Frühjahr und im Herbst 2020 wohl selbst organisieren – womöglich mit Hilfe externer Kooperationspartner. Genaue Pläne gebe es aber noch nicht, sagt Jürgen Eilts, Geschäftsführer der Ulm Messe.
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Die Ulm Messe hat den Vertrag mit der UAG nicht mehr verlängert. Berichte über ausstehende Mietzahlungen will Eilts nicht kommentieren – angesichts des laufenden Insolvenzverfahrens äußere er sich nicht zu Zahlen. Vor rund drei Jahren hat das Unternehmerehepaar Kinold die UAG vom Ehepaar Vogel übernommen. Zu diesem Zeitpunkt stieg die Ulm Messe von langfristigen Verträgen mit der UAG auf Vereinbarungen mit einem Jahr Laufzeit um und gewährte dem Unternehmen im Gegenzug Mietzugeständnisse. Das hing mit der finanziellen Lage der Gesellschaft zusammen. „Wir haben wohlwollend und mit Zugeständnissen auf die Veranstaltungen geblickt“, sagt Eilts. Das könne und wolle man aber nicht länger gewährleisten, deshalb habe man den Vertrag nicht mehr verlängert. Als Reaktion auf diese Entscheidung beantragte die UAG beim Ulmer Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, Insolvenzverwalter ist der Rechtsanwalt Oliver Bauer von der Kanzlei Eisenbeis.
Ulm Messe ist nicht mehr nur Vermieter, sondern auch Veranstalter
Die Jagd- und Fischereimesse von 20. bis 22. September soll definitiv stattfinden, um einen Imageschaden für den Standort zu vermeiden. Ob die Herbstmesse Anfang November ebenfalls veranstaltet wird, ist nach Aussagen von Bauer und Eilts noch unklar. Während der Insolvenzverwalter sagte, die traditionelle Verbraucherschau Leben, Wohnen, Freizeit (LWF) im Frühjahr werde nicht mehr stattfinden oder zumindest „nicht mehr im alten Gewand“, betont Eilts: „Es wird auf alle Fälle am Standort weiter eine Verbrauchermesse im Frühjahr und im Herbst geben.“ Daran ändere auch die schwieriger gewordene Situation nicht. Die Besucherzahlen sind deutlich zurückgegangen, die Dauer der LWF ist in diesem Jahr erstmals halbiert worden. Eilts ist überzeugt: „Das Bedürfnis, sich persönlich zu informieren, ist da.“ Verbraucher würden zwar immer mehr im Internet einkaufen, doch das Interesse etwa an den Angeboten regionaler Handwerker sei nach wie vor groß.
Auf regionale Aussteller zu setzen, könnte Eilts zufolge ein Grundansatz sein. Womöglich müsse man die Themen, Inhalte und Schwerpunkte mischen und immer wieder verändern. Der Geschäftsführer der Ulm Messe blickt deshalb auch auf Städte wie Augsburg, Stuttgart, Offenburg, Ravensburg oder Friedrichshafen und beobachtet deren Konzepte und Konzeptänderungen.
Daran, dass die Ulm Messe auf Konzerte, Kongresse, Veranstaltungen für Gewerbetreibende und Verbrauchermessen setzt, soll sich Eilts zufolge nichts ändern. Doch gerade bei letzteren wolle man eigene Vorstellungen einbringen und die könne man einem Veranstalter wie der UAG nicht vorschreiben. Das muss nicht heißen, dass die Ulm Messe die Verbraucherschauen dauerhaft in Eigenregie betreibt: „Wir sind nach allen Seiten offen“, sagt der Geschäftsführer. Also auch für eine neue Veranstalterfirma.
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