In Gedanken bei den Opfern
In Ulm und Neu-Ulm werden weitere „Stolpersteine“ verlegt. Sie machen auf schreckliche Schicksale zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes aufmerksam.
Wie genau der zehnjährige Otto Christ am 6. November 1944 in der „Kinderfachabteilung“ der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren zu Tode kam, das konnte die Recherche der Gegenwart nicht mehr aufklären. Vom Tod ihres Sohnes, der im Jahr 1934 mit Down-Syndrom geboren worden war, erfuhren seine Eltern Karl und Maria Christ durch die Zustellung einer Urne. Otto war eines jener 5000 behinderten Kinder, die zwischen 1939 und 1945 in so genannten „Kinderfachabteilungen“ ermordet wurden. Und Otto Christ, für den der Sänger Girard Rhoden mit seinem Chor „Sometimes I feel like a motherless child“ sang, ist das erste Ulmer Kind, das der NS-Euthanasie zum Opfer fiel, und für das nun ein sogenannter Stolperstein verlegt wurde. Zu sehen ist dieser nun vor der einstigen Heimat der Christs in der Mathildenstraße 2. Insgesamt ließ der Künstler Gunter Demnnig am Samstag in Neu-Ulm und Ulm 15 seiner Gedenksteine in die Gehsteige ein, um an Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
In Neu-Ulm kamen bei dieser zweiten Stolperstein-Verlegung in der Stadt keine Angehörigen der Opfer; nach Ulm dagegen waren Verwandte von Opfern aus der ganzen Welt angereist. Außer Otto Christ waren alle Menschen, an welche die aktuell verlegten Stolpersteine erinnern, während der NS-Zeit aufgrund ihres jüdischen Glaubens zu Opfern geworden – einige konnten fliehen, andere wurden ermordet oder starben an Krankheiten im Ghetto Theresienstadt. In Neu-Ulm wurde ein Stolperstein verlegt für Siegfried Bauland, den Sohn eines Pferdehändlers, der sein Haus und sein Geschäft einst in der Bahnhofstraße 16 hatte. Der Besitz ging zwischen 1937 und 1939 an den Ulmer Korbmachermeister Heinrich Neher über. Siegfried Bauland lebte bis zu seiner Flucht in die USA im Jahr 1940 in diesem Haus.
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