
Theater: Die Liebe in den Zeiten des Terrors

Das Jugendstück „Jihad Baby“ ist in Ulm eindrucksvoll inszeniert und geht vor allem am Ende unter die Haut.
„Yunus“ lautet das arabische Wort für „Taube“. Jona, ein Schüler, der zum Islam konvertiert und fortan „Yunus al-Almani“ heißt, träumt zwar davon, ein imposanter Held und Wortführer zu sein, doch er ist ein Hasenherz, ein Täubchen, das viel Zuwendung bräuchte und sich als Null fühlt. Wie Jona in die Fänge des radikalen Islam gerät, wie ein Junge mit starkem Bedürfnis nach Beachtung zum Salafisten wird, das zeigt Daniel Ratthei s Stück „ Jihad Baby “ im Podium des Theaters Ulm eindrucksvoll. Das ist nicht zuletzt dem körperlich, sprachlich und von seiner Präsenz her extrem starken Auftritt von Lukas Schrenk in der Titelrolle zu verdanken. Charlotte van Kerckhoven hat ein wichtiges Stück inszeniert, das die Mechanismen jeder Art von Radikalisierung verdeutlicht – aber nicht nur für Jugendliche ab 14. Gerade die Fehlinterpretationen von Jonas Klassenlehrer Wehmeyer lassen ahnen, wie wenig Wissen im Alltag präsent ist, um solche Entwicklungen früh zu erkennen.
Das "Jihad Baby" hat ein Kindergesicht
Jona ist das „Jihad Baby“. Er hat ein fast noch kindliches Gesicht, die ersten Barthärchen sprießen langsam. Und sein Babyface sieht sehr „deutsch“ aus: Ein ideales Werkzeug für den radikalen Islam, das unauffällig agieren und lange unbemerkt bleiben kann. Und Jonas ist willig. Er wäre sowieso sehr viel lieber Araber oder Türke wie sein Freund Musa, denn Araber und Türken sind viel cooler, weil sie sich wehren können, sagt Jona. So wie sein Freund Musa. Die lockenden, verheißungsvollen Worte des Predigers Claude Pirol (im Video: Stephan Clemens) – unschwer als Anspielung an den Salafistenprediger Pierre Vogel erkennbar – faszinieren ihn und geben ihm das Glücksgefühl, in der Masse der Muslime aufzugehen, die weltweit zur gleichen Minute in die gleiche Richtung gen Mekka beten. Doch gerade, als Jona konvertiert, trifft er in einem Klub auf Jenny. Sie ist das erste Mädchen, in das er sich verliebt, und sie entpuppt sich als Tochter des verhassten Lehrers Wehmeyer. Ein Kind aus der „guten“ Wohngegend, das nicht in der Umgebung der Fatih-Moschee wohnt, sondern in einem der Bürgerhäuser weiter draußen.
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